Freispruch für Eiskunstlauftrainer: „Unschärfen in den Erinnerungen“

Der frühere Eiskunstläufer Isaak Droysen hatte seinen Ex-Trainer Karel Fajfr der Körperverletzung beschuldigt. Das Amtsgericht spricht Fajfr nun frei.

Schlittschuhe auf dem Eis

Widersprüchliche Erinnerungen: Letztlich wurde im Zweifel für den Angeklagten entschieden Foto: dpa

Das Amtsgericht Sonthofen hat diese Woche den Eiskunstlauftrainer Karel Fajfr vom Vorwurf der Körperverletzung an seinem früheren Sportler Isaak Droysen freigesprochen. Das bestätigte Gerichtssprecher Claus Ammann der taz. „Im Raum stand der Tatvorwurf einer Ohrfeige, die der Trainer seinem damals minderjährigen Schüler beim Training gegeben haben sollte.“ Ein Verfahren zu weiteren Tatvorwürfen hatte die Staatsanwaltschaft zuvor eingestellt.

Wie die taz berichtet hatte, hatte der im bayerischen Oberstdorf trainierende frühere Eiskunstläufer Isaak Droysen seinem ehemaligen Trainer 2019 vorgeworfen, ihn beim Training körperlich und psychisch schikaniert zu haben. Fajfr, ein international tätiger, wegen seiner harten Trainingsmethoden umstrittener, aber sehr wohl erfolgreicher Trainer, hatte das zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft hatte fast ein Jahr lang ermittelt und viele Menschen vernommen, die im bayerischen Eiskunstlauf Rang und Namen haben.

Dabei kam es zu einem widersprüchlichen Bild. Es gab SportlerInnen, TrainerInnen und Eltern, die stark Partei für den 77-jährigen Fajfr ergriffen und behaupteten, so etwas würde der nie tun. Andere solidarisierten sich mit dem Sportler und bestätigten gegenüber den ErmittlerInnen einzelne Tatvorwürfe.

Der Gerichtssprecher weiter: „An zwei Verhandlungstagen hat das Gericht insgesamt acht Zeugen vernommen. Das war notwendig, weil der Angeklagte bestritten hatte, dass es die Körperverletzungen gab. Seine Aussagen standen im Widerspruch zu den Aussagen seines Schülers.“ Letztlich, so der Gerichtssprecher, konnte der Tatvorwurf nicht mit einer für die Verurteilung notwendigen Sicherheit überzeugen. Die Tatvorwürfe lagen gut vier Jahre zurück. „Da waren die Aussagen der Zeugen teilweise widersprüchlich. Es gab Unschärfen in den Erinnerungen der Zeugen. Somit hat die Richterin im Zweifel für den Angeklagten entschieden.“

„Habe Herrn Droysen niemals geschlagen“

Der Freispruch ist noch nicht rechtskräftig. Bis kommenden Montag haben sowohl die Staatsanwaltschaft Kempten als auch der frühere Sportler selbst, der im Prozess als Nebenkläger auftrat, die Möglichkeit, Rechtsmittel einzulegen. Die Staatsanwaltschaft wird allerdings darauf verzichten, wie Sprecher Sebastian Murer der taz sagt. Isaak Droysen hat möglicherweise noch keine Entscheidung getroffen. Er sagt der taz nur: „Kein Kommentar.“

„Es mag sein, dass ich ein harter Trainer bin und viel von meinen Schülern verlange“, sagt hingegen Karel Fajfr. „Aber eines ist sicher: Ich habe Herrn Droysen niemals geschlagen.“ Seine Anwälte Nikolaos Gazeas und Marcel Leeser freuen sich über den „erwartungsgemäßen Freispruch unseres Mandanten nach einer sehr umfangreichen Beweisaufnahme“. Sie kündigen zivil- und strafrechtliche Konsequenzen „für Herrn Droysen und seinen Zeugen“ wegen „falscher Beschuldigung“ an. Bereits am 17. Februar verhandelt das Landgericht Köln über einen Antrag Fajfrs auf Unterlassung, Geldentschädigung und Erstattung der Anwaltskosten gegen Droysen.

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