Debatte ums Impfen: Das Corona-Abo

Wenn der Hausarzt direkt neben Doktor Google steht, vertrauen Sie dem Hausarzt. Das täte auch der Diskussion um den AstraZeneca-Impfstoff gut.

Eine Dosis des Astra Zeneca Impfstoffs

Friedrich Küppersbusch klingelt für Infos über den AstraZeneca-Impfstoff nur bei seinem Hausarzt Foto: rtr

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Von minus 12 auf plus 15 Grad: 27 Grad Anstieg.

Und was wird in dieser besser?

Mach das nicht noch mal.

Als erster US-Präsident nahm Joe Biden an der Münchner Sicherheitskonferenz teil. Hat Sie sein Auftritt überzeugt?

Donald Trump kann lauter ab- als Joe Biden anwesen: „Westlessness“ dröhnte die Überschrift bei der vorigen Konferenz. Der Westen schien loser geworden und die Welt westloser. Der neue Präsident hielt eine Rede, die vor fünf Jahren freundlich weggeatmet worden wäre. Nun schwebt über jedem salbungsvollen Satz unausgesprochen ein bedrohlicher zweiter: „Ihr wisst ja, wir können auch anders.“ Macron, Johnson und Merkel lobten ihre Militärinvestitionen, ohne dass Biden danach fragen musste. Um den westlichen Block zu festigen, wurde China als Gegenpol beschworen – in den Geschmacksrichtungen Wettbewerber, Rivale, Gegner. „America is back“, rief Biden noch, und es backt Zuckerbrot. Die Ära nach Trump beginnt, wenn Russland und China auch eingeladen werden. Würden.

Viele stehen dem AstraZeneca-Vakzin skeptisch gegenüber, Tausende Impftermine werden nicht wahrgenommen. Würden Sie zugreifen?

Das Vakzin kann bei Kühlschranktemperatur gehandelt werden, wirkt besser, wenn die zweite Impfung spät erfolgt, ist bei Älteren unzureichend erforscht und zeitigt bei Jüngeren Impfreaktionen, wie sie für Jüngere typisch sind. Kann ich den weißen Kittel jetzt wieder ausziehen? Oder mal so: Wenn im Praxisgebäude die Klingelschilder „Mein Hausarzt“ und „Google“ nebeneinanderstehen – wo drücke ich wohl? Klar, der Arzt glotzt die halbe Sprechzeit auf seinen Monitor, ich aufs Smartphone, und Autismus ist nicht heilbar. Ich tu, was er sagt.

Die Grünen haben es mal wieder mit dem Vorwurf der Verbotspartei zu tun, wegen der Einfamilienhäuser. Ist da was dran oder schon dreckiger Wahlkampf?

Der Spiegel grillte Anton Hofreiter, fasste seine Einlassungen verzerrt zusammen und rückte sie in einen Teaser, der später gelöscht wurde. Da hatte die Bild die Schlagzeile schon abgeschrieben, und darauf bezog sich dann die Welle der Debatten zur Hookline „Grüne wollen Einfamilienhaus verbieten“. Was ist ein Einfamilienhaus? Umbaute Luft. Dagegen wäre Streit über Flächenfraß und bessere Mietwohnungen sinnvoll.

Andere Verbotsdebatte: Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) findet, es sei keine gute Idee, in der anhaltenden Pandemie in die Osterferien zu fahren. Warum regt das so viele Leute auf?

Dieses hergelaufene Corona ist wie ein versehentlich angeklicktes Abo, das sich nun ständig selbst verlängert. Das macht ohnmächtig und traurig, und wenn Ohnmacht und Trauer sich stauen, ergibt das Wut. So schmiedet Kretschmer beiläufig eine Allianz von Dehoga bis Pegida und hat doch nur getan, was anderntags grimmig gefordert wird: „Politiker sollen unbequeme Wahrheiten sagen.“

Der Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich per Videokonferenz mit mehr als 40 Ver­tre­te­r*in­nen von Wirtschaftsverbänden getroffen. Miteinander reden hilft immer, oder?

Ab 1. März können sie sich, nach behutsamer Terminabsprache, sogar beim Friseur treffen. Der Rest der Wirtschaft fordert ein Öffnungskonzept. Entweder bald oder mehr Überbrückungshilfen. Mühle auf und zu. Altmaier spielt auf Zeit. Sein Konzept komme Anfang März. Dann schrumpft die Infektionszahl oder der Lockdown muss verschärft werden. Mühle auf und zu.

Das US-amerikanische Roboterfahrzeug „Perseverance“ der NASA ist erfolgreich auf dem Mars gelandet. In den kommenden Jahren soll es auf dem roten Planeten nach Spuren einstigen Lebens suchen. Was wird es finden?

Wenn’s hoch kommt: Wasser. Der Planet ist klein, leicht und kann das Wasser nicht halten. Wer kann das schon mit 4,5 Milliarden Jahren. Vordergründig ist es eine enge Vorstellung, unter „Leben“ nur das zu verstehen, was der eigenen Biografie ähnelt. Im Hintergrund gemeint sind „Lebensbedingungen“ für Menschen. Unser Gruß ins Weltall: Keine Ahnung, was bei euch so läuft, erst mal gucken, was für uns drin ist.

Und was machen die Borussen?

Im internationalen Schaufenster, CL gegen Sevilla, können sie es. Wie eine Castingshow für den nächstgrößeren Arbeitgeber. In der Liga verzagen sie. Da kann man noch fünf Trainer durchwechseln, bis einer das Motivationsproblem löst. Dachte ich. Dann kam das Derby. Alles wieder gut.

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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