Friedrichshain-Kreuzberger Grüne: Ein Sprung ins kalte Wasser

Die Grüne Clara Herrmann will Nachfolgerin der Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann werden. Kann sie das?

Einst jüngstes Mitglied des Abgeordnetenhauses: Clara Herrmann im Wahlkampf 2016 Foto: imago

Die Konflikte, die Monika Herrmann in ihrer Zeit als Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg zu lösen hatte, waren dicke Bretter: die Besetzung des Oranienplatzes, der Drogenhandel im Görlitzer Park. Weil die Verkehrswende nicht vorankam, zog die Grüne kurzerhand auch das Straßen- und Grünflächenamt an sich. Ach ja, für das Jugendamt war sie auch noch zuständig. Ziemlich viel Holz also.

Die Themen, mit denen ihre Parteikollegin Clara Herrmann zu tun hatte, waren dagegen Wohlfühlthemen. Als Kulturstadträtin durfte sie Ausstellungen eröffnen und die Vielfalt des bezirklichen Kulturlebens loben. Allerdings war sie als Zuständige für Finanzen auch fürs Große und Ganze verantwortlich.

Monika Herrmann hört zum Ende der Legislaturperiode auf. Am Dienstagabend hat Clara Herrmann bekannt gegeben, für die Grünen als ihre Nachfolgerin antreten zu wollen. Seitdem fragen sich viele: Schafft sie das?

Ihre politische Karriere hat die heute 35-Jährige mit 17 bei der Grünen Jugend begonnen. 2006 zog sie mit 21 Jahren ins Abgeordnetenhaus – und war die jüngste Abgeordnete, die es bis dahin ins Landesparlament geschafft hatte. Schon damals vertrat sie die Grünen als Finanzpolitikerin im Haushaltsausschuss. Bei der Wahl 2011 rutschte sie auf der Landesliste von Platz 21 auf Platz 11 vor und zog erneut ins Parlament. 2016 aber kam der Knick. Clara Herrmann bekam keinen sicheren Listenplatz. Eine Karriere, die mit jungen Jahren begonnen hatte, schien nach zehn Jahren abrupt zu Ende gehen.

Dass sie dann doch weiterging, hatte mit einem personellen Umbruch der Grünen im Bezirk zu tun. Schon 2013 war der langjährige Bezirksbürgermeister Franz Schulz aus Altersgründen aus dem Amt geschieden. Für ihn übernahm die damalige Jugendstadträtin Monika Herrmann. 2016 dann wurde Baustadtrat Hans Panhoff nicht wieder aufgestellt. An seine Stelle trat der Aktivist Florian Schmidt. Und Clara Herrmann zog als Stadträtin für Umwelt, Kultur und Finanzen ins Rathaus ein.

Anders als ihre Vorgängerin kann sie nicht als Amtsinhaberin in den Wahlkampf ziehen

Dass sie sich nach dem Rückzug von Monika Herrmann nun auf den Chefinnenposten bewirbt, ist folgerichtig. Auch, dass Florian Schmidt seinen Hut nicht in den Ring geworfen hat. Als Baustadtrat gilt er, trotz aller Probleme, die seine Amtszeit mit sich brachte, nach wie vor als Aktivposten. Als Bürgermeister aber wäre er schwer vermittelbar. Schmidt ist keiner, der die anderen mitnimmt, er sucht lieber den Konflikt.

Das ist also das Setting, in dem Clara Herrmann nun zeigen muss, dass sie es kann. Einfach wird es nicht, denn die Zeiten, in denen Friedrichshain-Kreuzberg automatisch grün wählt, sind vorbei. Die Linke ist auf Tuchfühlung. Allerdings steht noch nicht fest, wer für sie ins Rennen geht. Ihr Sozialstadtrat Knut Mildner-Spindler tritt nicht mehr an.

Eines aber blieb Clara Herrmann verwehrt. Anders als ihre Vorgängerin kann sie nicht als Amtsinhaberin in den Wahlkampf ziehen. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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