Lkw-Branche und Einreisebeschränkung: Kein Band muss stehen bleiben

Weil der Lkw-Verkehr nach Deutschland läuft, gibt es keine Lieferengpässe. Zufrieden ist die Logistikbranche mit den Grenzkontrollen trotzdem nicht.

Ein Polizist an einem Grenzschild, im Vordergrund die Warnlampe einer Absperrung

Lkw-Fahrer:innen dürfen nur mit negativem Coronatest nach Deutschland Foto: Barbara Gindl/apa

Wenige Tage nach Einführung der Einreisebeschränkungen für Reisende aus Tschechien und Teilen Österreichs hat sich die Lage an den Grenzen beruhigt. Die zuständigen Bundespolizeidirektionen meldeten am Mittwoch eine Entspannung der Lage. Engpässe bei Waren sind also nicht zu erwarten. Doch die Logistikbranche ist keineswegs zufrieden.

Weil Tschechien und große Teile Tirols von der Bundesregierung als Virusmutationsgebiete eingestuft sind, dürfen von dort seit Sonntag nur noch Reisende mit deutschem Pass, Wohnort oder einer Aufenthaltsgenehmigung für die Bundesrepublik einreisen. Für Beschäftigte in der Transportbranche gelten Ausnahmen. Sie müssen ihre Einreise – auch wenn sie nur im Transit durch die Virusmutationsgebiete fahren – anmelden und einen zertifizierten Coronanegativtest vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Zunächst kam es zu Staus, die sich nach Angaben der Bundespolizei aber weitgehend aufgelöst haben.

„Es ist nicht zu den dramatischen Auswirkungen gekommen, die wir befürchtet haben“, sagt Maximilian Pretzel, Sprecher des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV). Im vergangenen Jahr kam es nach Grenzschließungen zwischen Polen und Deutschland zu Mega-Staus. Das ist jetzt nicht passiert.

Ein Grund: Lkw-Fahrer:innen machen Umwege von bis zu 250 Kilometern, um nicht durch die Virusmutationsgebiete zu müssen, sagt Pretzel. Der Logistikverband fordert, dass eine EU-Regelung angewandt wird, die nach der Erfahrung mit den Mega-Staus im vergangenen Jahr eingeführt wurde. Sie sieht vor, dass der Transitverkehr den Beschränkungen nicht unterliegt.

Unnötiges Risiko durch Coronatests

Aufgrund der Kosten für die Tests und die verlorene Zeit rechnet die Branche, dass pro Fahrt Mehrkosten von 100 bis 300 Euro entstehen. Der Verband fürchtet, dass die Testpflicht die Fah­re­r:in­nen sogar gefährdet. „In den Kabinen sind sie relativ isoliert, selbst beim Be- und Entladen“, sagt Pretzel. Doch durch die Testpflicht würden sich die Fah­re­r:in­nen jetzt in den Testzentren begegnen. Das sei ein unnötiges Risiko.

Am Anfang der Woche hatte der Verband der Automobilindustrie Alarm geschlagen und gewarnt, dass die Bänder in der Autoindustrie aufgrund der Grenzkontrollen bald stillstehen würden. Doch die Befürchtung, dass Lieferungen nicht rechtzeitig in den Fabriken ankommen, hat sich nicht bestätigt. „Die Lage bleibt weiter angespannt, ist derzeit aber unter Kontrolle“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Mittwoch. Die Transportlogistik und Hersteller hätten auf die Verzögerungen flexibel und schnell reagiert. Ein Abreißen der Lieferkette und ein Produktionsstopp konnten daher bisher vermieden werden, sagte sie.

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