Deutsche Bank: Profiteurin der Coronakrise

Die Deutsche Bank macht seit Jahren erstmals wieder Gewinn. Doch ihre strukturelle Malaise bleibt.

Deutsche Bank Zentrale in Frankfurt

Hoch hinaus trotz niedriger Gewinne: Deutsche Bank Zentrale in Frankfurt/Mainn Foto: Blatterspie/imago

Deutschland ächzt unter der Coronapandemie – aber nicht die Deutsche Bank. Sie hat 2020 erstmals wieder einen kleinen Gewinn gemacht, nachdem sie zuvor fünf Jahre lang Milliardenverluste aufgehäuft hatte. Denn ausgerechnet die Coronakrise war profitabel für die Bank.

Vor allem ihr Investmentbanking kam in Schwung, weil eine Krise bedeutet, dass die Kurse von Staatsanleihen, Währungen und Aktien stark schwanken. Also müssen sich viele Unternehmen und Anleger gegen Risiken absichern, indem sie Derivate kaufen; gleichzeitig nimmt auch die Spekulation zu, wenn die Kurse so volatil sind. Da bei jeder Transaktion Gebühren anfallen, ist die Bank der automatische Profiteur.

Es ist daher kein Wunder, dass die Deutsche Bank 2020 einen Gewinn eingefahren hat – sondern es alarmiert, wie gering er ausgefallen ist. Am Ende blieben nur 113 Millionen Euro übrig. Das sind ganze 0,2 Prozent des Eigenkapitals. Andere Institute sind weitaus profitabler, wie der unabhängige Analyst Dieter Hein herausstreicht: Die Schweizer UBS, zum Beispiel, hat 2020 eine Eigenkapitalrendite von 11,5 Prozent erwirtschaftet.

Bei der Deutschen Bank herrscht daher weiterhin Alarmstufe Rot. Denn die Coronakrise wird irgendwann enden, und dann wird sich erneut die Frage stellen, wie die Bank eigentlich Profite erwirtschaften soll. Mit dem klassischen Bankgeschäft ist jedenfalls kein Geld zu machen, wie sich ebenfalls aus den Zahlen für 2020 herauslesen lässt: Die Betreuung von normalen Kunden und Firmen sorgte für Milliardenverluste. Nur die Coronaprofite aus dem Investmentbanking haben dann in der Gesamtrechnung einen kleinen Gewinn beschert.

Die Deutsche Bank hat sich von den Spekulationsverlusten in der Finanzkrise ab 2008 bis heute nicht erholt, und daher wollte sie sich eigentlich vom Investmentbanking weitgehend verabschieden und kein gigantischer Hedgefonds mehr sein. Aber eine Alternative ist auch nicht in Sicht, mit der sich Geld verdienen ließe. Die Aussichten sind düster.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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