Schule im Lockdown: Klassenzimmer nicht zu erreichen

In Bayern fällt gleich am ersten Tag des Lockdowns die Online-Plattform für den Fernunterricht aus. Auch andernorts gibt es Probleme.

Lernplattform mebis auf einem Laptop

Die in Bayern verwendete digitale Lernplattform mebis ist ausgefallen Foto: imago

BERLIN taz | Wenn eine Lernplattform, die Hunderttausende Schüler:innen durch den Lockdown bringen soll, auf Twitter trendet, ist das kein gutes Zeichen. Doch genau das passierte am Mittwoch, dem ersten Tag des bundesweiten Shutdowns. Der Grund: Die in Bayern verwendete digitale Lernplattform mebis, die Schulen für den Fernunterricht nutzen sollen, ist ausgefallen.

Zahlreiche Eltern posteten Screenshots von Fehlermeldungen wie: „Ihre Anmeldung war erfolgreich … Leider waren allerdings viele andere Nutzerinnen und Nutzer schneller.“ Das Bayerische Kultusministerium bestätigte, dass sich wegen der „stark gestiegenen Nutzung von mebis“ erhöhte Wartezeiten oder die „vorübergehende Nichterreichbarkeit des Systems“ ergeben können.

Auch andere Bundesländer hatten zum Start der Schulschließungen Probleme mit den jeweiligen Lernplattformen. In Berlin taten sich Schüler:innen schwer, sich beim „Lernraum Berlin“ anzumelden. Im Saarland war die digitale Plattform „Online Schule Saarland“ kurzzeitig überlastet. Und in Sachsen, wo die Schulen bereits ab Montag geschlossen sind, legte ein Hackerangriff die Plattform „Lernsax“ vorübergehend lahm.

So regelmäßig wie mebis in Bayern scheint aber kein anderes Schulpgrogramm abzuschmieren. Erst vor einer Woche legte ein technischer Fehler mebis lahm. Während der ersten Schulschließung im März fiel das System teilweise komplett aus. Seither hat das Kultusministerium zwar nach eigenen Angaben die Serverkapazitäten von 6 auf 36 Server stark ausgeweitet.

„Systemcrash mit Ansage“

Das Überlastungsproblem wurde dadurch offensichtlich aber nicht behoben. Von einem „Systemcrash mit Ansage“, spricht der bildungspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion in Bayern, Max Deisenhofer. Er wirft der Landesregierung vor, im Sommer nicht genügend nachgerüstet zu haben.

Für Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ist das eine peinliche Schlappe. Am Vorabend des bundesweiten Lockdowns noch versicherte Piazolo im Bayerischen Fernsehen, mebis laufe weitgehend zuverlässig, nur morgens zwischen acht und neun Uhr ruckele es manchmal. Zum neuerlichen Ausfall ließ der Kultusminister verkünden: „Alle umgesetzten Maßnahmen zeigen bislang nicht die Wirkung, die ich mir wünsche. Das ist für mich nicht akzeptabel.“

Piazolo versprach den Schulen, die mebis nutzen, eine Lösung bis nach Weihnachten. Wie die aussehen wird, ist jedoch unklar. Das Kultusministerium wolle „schon bald“ konkrete Pläne verkünden, teilte ein Sprecher am Mittwochnachmittag mit.

Sicher scheint bislang nur, dass die Schulen nicht so schnell wieder in den Präsenzunterricht zurückwechseln werden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jedenfalls hat schon angekündigt, dass die Schulen nach den Weihnachtsferien wohl im Wechselunterricht weitermachen werden. Aktuell nutzen 5.600 von insgesamt 6.180 Schulen in Bayern die staatliche Lernplattform mebis.

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