Coronaregeln für Weihnachten: Unnötig kompliziert

Wie viele Menschen Weihnachten zusammen feiern dürfen, regelt die Coronaverordnung. Aber die ist so verwirrend, dass sie kaum jemand versteht.

Weihnachtsbaum, im Hintergrund unscharf eine Person, die Geschenke auspackt

Wer mit wem dieses Jahr feiern kann, regelt die Verordnung oder der gesunde Menschenverstand Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Wer darf in diesem Jahr Weihnachten mit wem feiern? Wer diese Frage korrekt beantworten kann, verdient sich die goldene Anstecknadel für das Verstehen der Coronaverordnungen.

Hier dennoch ein vorsichtiger Versuch der Erklärung: Eltern, die in einem Haushalt leben, dürfen mit zwei erwachsenen Kindern und deren PartnerInnen zusammenkommen. Mit dabei sein dürfen auch beliebig viele Enkelkinder unter 14 Jahren. Insgesamt dürfen es aber nicht mehr als vier weitere Personen über 14 Jahren sein. Haben die Eltern ein drittes erwachsenes Kind, muss das – leider, leider – woanders feiern.

Oder: Eine vierköpfige Familie kann eine andere vierköpfige Familie einladen. Hier zählt weniger die Anzahl der insgesamt acht Personen, sondern lediglich, dass es zwei Haushalte sind, also zwei jeweils in sich geschlossene „Infektionsgemeinschaften“. Nicht erlaubt hingegen ist eine Weihnachtsrunde aus einer Lebensgemeinschaft und weiteren sechs Personen aus verschiedenen Haushalten. Denn für Freunde gilt: insgesamt nur zwei Hausstände mit nicht mehr als fünf Personen über 14 Jahren.

Und was ist mit jenen Menschen jenseits dieser „klassischen“ Lebensentwürfe? Mit Freund*innen beispielsweise, die gemeinsam feiern, weil sie single, alleinerziehend oder für die ihre engsten Freund*innen Familie sind? Die existieren in der Coronaverordnung nicht. Wurden sie schlicht vergessen? Oder absichtlich nicht genannt? Und überhaupt: Warum muss das alles so kompliziert sein?

Warum drücken sich die Ent­schei­dungs­träger*innen so unverständlich aus? a) Die Regierenden können es nicht besser. Sie stecken noch tief in ihrem Familienbild aus Mutter, Vater, Kind(ern) fest und haben Menschen, die dem nicht entsprechen, einfach nicht auf dem Schirm. b) Für die Regierenden geht die (blutsverwandte) Familie vor. Sie ist halt wichtiger als ein Freund*innenkreis, egal wie nahe der sich steht. c) Die Regierenden machen es absichtlich so kompliziert. Sie wollen maximal verwirren, damit die Menschen am Ende resignierend das Fest so klein wie möglich halten.

Gut ist keine dieser möglichen Antworten. Man könnte stattdessen einfach den Menschenverstand einschalten: Verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, bitte feiern Sie mit den liebsten und wichtigsten Menschen in Ihrem Leben – allerallerallerhöchstens sieben, besser weniger. Auf diese Weise können sich alle angesprochen fühlen und keiner muss sich tagelang fragen, wie die Weihnachtsregeln wohl gemeint sein könnten.

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Ressortleiterin taz.de / Regie. Zuvor Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

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