S-Bahn-Verbindungen in Hamburg: Schluss mit Alsterblick

Das Bundesverkehrsministerium möchte die Dammtor-S-Bahn-Linie in einen Tunnel verlegen. Die Haltestellen Sternschanze und Holstenstraße wären weg.

Ein Zug fährt über die Lombardsbrücke.

Könnte in Zukunft Fernreisenden vorbehalten sein: Fahrt über Lombardsbrücke mit Blick zum Rathaus Foto: Henning Angerer/Imago

HAMBURG taz | Es wirkt, als sei der Bund spendabel. Enak Ferlemann, Staatssekretär im Verkehrsministerium, stellte jüngst in Hamburg die „Machbarkeitsstudie“ für einen zweiten S-Bahn-Tunnel für rund drei ­Miliarden Euro vor, der ab Hauptbahnhof nach Altona führt und größtenteils vom Bund bezahlt wird. Was jetzt durch eine Anfrage der Linken deutlich wird: Die Hamburger verlören auch etwas. Die S-Bahn-Strecke, die oberirdisch über Alster, Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße führt.

Der CDU-Politiker Ferlemann sagte, er rechne damit, dass der neue Tunnel Mitte der 2030er-Jahre fertig sein könnte, das sei „ehrgeizig, aber machbar“. Die 5,4 Kilometer langen Tunnelröhren, die unter der Erde je einen Halt vor dem Dammtor, beim Schlump und am Doormansweg hätten, würden laut der Konzeptstudie 2,82 Milliarden Euro kosten.

Weitere 248,9 Millionen Euro kostet dem Papier zufolge die „Ertüchtigung“ der „Verbindungsbahn“, wie die vier Gleise nach Altona heißen. Durch den neuen Tunnel könne „ein frei werdendes Gleispaar“ für den Fern- und Regionalverkehr „umgewidmet“ werden. Zur Ertüchtigung gehörten auch „Umbauten“ an den Haltestellen Dammtor, Sternschanze (Messe) und Holstenstraße. Geplant ist der „Rückbau der Bahnsteige, an denen keine Regional- oder Fernverkehrszüge halten“.

Die Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann wollte nun vom Senat wissen, ob er den Bahnhof Sternschanze für verzichtbar hält. Aus der Antwort wird deutlich, dass der Senat sich schwer tut. Die Station sei bedeutender „Umsteigepunkt“ und sei wichtig „im freizeitlichen Abend- und Nachtverkehr“.

Verkehrssenator Tjarks sagt, für eine Verkehrswende benötige man mehr Schienenkapazität

Die Linke fragte ferner, ob auch geprüft wurde, statt für die S-Bahn für den Fernverkehr einen Tunnel zu bauen. In der Antwort heißt es, das Bundesverkehrsministerium habe sich für den S-Bahn-Tunnel ausgesprochen. Argumente seien gewesen, dass deren Tunnelröhren kleiner sein könnten und sich ein Fernbahntunnel südlich des Hauptbahnhofs in verschiedene Richtungen verzweigen müsste. Doch aus Sicht der Hamburger Verkehrsbehörde sei diese Frage „noch nicht entschieden“.

Der grüne Verkehrssenator Anjes Tjarks sagt, für eine erfolgreiche Mobilitätswende benötige man mehr Schienenkapazität. Da sei der Vorschlag des Bundes „ein erster Aufschlag, der nicht nur Lösungen, sondern auch viele Herausforderungen bringt“. Auch der grüne Fachsprecher für Verkehr, Gerrit Fuß, mahnt, es dürfe keine Vorfestlegung ohne Beteiligung Hamburgs geben.

Sein Kollege von der SPD, Ole Thorben Buschhüter, sagte allerdings, seine Fraktion stehe zum „Deutschland-Takt“ und dem Ziel, den Anteil der Schiene zu erhöhen. Da könne ein zweiter S-Bahn-Tunnel helfen. Die Frage sei, ob an den Bahnhöfen Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße „nicht wenigsten die Regionalzüge halten sollten“.

Die CDU trommelt für den S-Bahn-Tunnel. Seine Fraktion habe bereits 2016 vergeblich eine Studie gefordert, sagt Fraktionschef Dennis Thering. „Ohne den Bund wären wir auch heute kein Schritt weiter.“

Sudmann fordert „eine offene und transparente Diskussion“. Es führen täglich mehr Menschen mit der S-Bahn über die Alster als mit dem Fernverkehr. „Vielleicht gibt es Alternativen, damit die HVV-Nutzer weiter oberirdisch fahren können.“

Das sieht Norbert Holtz von der Initiative „Stadtbahn jetzt“ ähnlich. Seine Gruppe will einen Plan vorstellen, der die ­S-Bahn-Strecke größtenteils über der Erde ließe. Der Grüne Verkehrspolitiker Gerrit Fuß sagt indes, er halte mehr Schienenkapazität für nötig und denke nicht, dass für den Großteil der Fahrgäste „oberirdisch versus unterirdisch“ ausschlaggebend sei. „An Haltestellen ist es wichtig, dass sie gut ausgeleuchtet und sauber sind.“

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