Medien bei US-Wahlen: Fox News braucht Trump nicht mehr

Noch-Präsident Trump bekommt bei Lügen nicht mehr volle Rückendeckung seiner Lieblingsmedien. Dennoch nehmen sie Bidens Wahlsieg nicht einfach hin.

Donald Trump im Presseraum vor JournalistInnen

Donald Trump vor Journalisten nach der Wahl: auch Medien im rechten Lager gehen auf Distanz Foto: Evan Vucci/ap

Zwischendurch schien es, als verlöre Donald Trump den Rückhalt der Medien im rechten Lager. In der Wahlnacht hatte ausgerechnet Trumps Lieblingssender Fox News als Erster den Bundesstaat Arizona Joe Biden zugesprochen. Trump wertete den Schritt des Senders laut Berichten der New York Times als Vertrauensbruch, Schwiegersohn Jared Kushner soll tobend Medienmogul Rupert Murdoch angerufen haben, dem Fox News gehört.

Und während der amtierende Präsident immer wieder ohne handfeste Belege von Betrug sprach und versicherte, die Wahl gewonnen zu haben, schwenkte Fox zu einer Berichterstattung, die im Tenor von einem legitimen Sieg Bidens ausging. Nachdem Trump in seiner Pressekonferenz am Donnerstag wiederholt von Wahlbetrug gesprochen hatte, kommentierte die Fox-Moderatorin, dass der Präsident hierfür keine Belege habe. Zwischenzeitlich zog der einstige Wohlfühlsender für Trump-Fans sogar deren Zorn auf sich. „Fox sucks“ (auf Deutsch in etwa „Fox ist scheiße“) skandierten sie in einigen Städten auf den Straßen.

Dann sagte sich am Samstag auch noch die konservative New York Post – ebenfalls von Murdoch herausgegeben – mit einem leidenschaftlichen Editorial von Trump los. „Präsident Trump, Ihr Vermächtnis ist sicher – stoppen Sie die Rhetorik von den ‚gestohlenen Wahlen‘“, schreibt das Blatt.

Aber sie sind weit davon entfernt, einen Wahlsieg der Demokraten einfach so hinzunehmen. Am Sonntag sprach der Trump-Vertraute Newt Gingrich in der beliebten Morgensendung „Fox and Friends“ mehrfach von Belegen für „Unregelmäßigkeiten in sechs Staaten“. Immerhin intervenierte die Moderatorin kurz mit dem Hinweis, dass einzelne Betrugsfälle noch kein Wahlergebnis kippten.

Den Rest der Schalte jedoch sprach Gingrich, begleitet vom Nicken der beiden anderen Moderatoren, von einer „gestohlenen Wahl“, von den Demokraten als „korrupt“, „Dieben“ und „finanziert durch Leute wie George Soros“. Gingrich wie auch die Moderatoren unterstellten mehrfach, nicht der Zentrist Biden lenke die Demokratische Partei, sondern linksradikale Kräfte.

Fox scheint die Behauptungen vom Wahlbetrug noch köcheln lassen zu wollen, solange es geht. Gleichzeitig läuft sich der Sender schon einmal mit einer aggressiven Anti-Biden-Rhetorik für die nächsten vier Jahre warm. Dafür dürfte er Donald Trump am Ende nicht mal benötigen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Am 3. November 2020 haben die USA einen neuen Präsidenten gewählt: Der Demokrat Joe Biden, langjähriger Senator und von 2009 bis 2017 Vize unter Barack Obama, hat sich gegen Amtsinhaber Donald Trump durchgesetzt.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.