Schiffe dürfen Klima weiter anheizen

Die internationale Schifffahrt hat jetzt Klimaregeln. Den Anstieg der Emissionen wird das kaum aufhalten

Im Namen des Klimaschutzes bekommt die internationale Schifffahrt künftig Effizienzregeln. Darauf hat sich der Umweltausschuss der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) am Dienstag geeinigt. Ab 2023 werden Schiffe in verschiedene Effizienzklassen einsortiert.

Schlechtes Abschneiden wird allerdings nicht sanktioniert. Wenn ein Schiff drei Jahre in einer der zwei untersten Klassen landet, muss das betreffende Unternehmen nur einen Plan vorlegen, wie das korrigiert werden kann.

Der Klimaeffekt der internationalen Schifffahrt ist mit 1 Milliarde Tonnen CO2 pro Jahr (Deutschland: 858 Millionen Tonnen) beachtlich. Wegen der zwischenstaatlichen Ausrichtung werden die Schiffsemissionen nicht einzelnen Ländern zugerechnet. Seit 1997 ist die IMO für den Klimaschutz der Branche zuständig. Ihr erstes Klimaziel kam vor zwei Jahren.

In der IMO verhandeln 174 Regierungen miteinander. Es sind im Prinzip dieselben, die sich im Rahmen der UN-Klimagipfel auf das Pariser Weltklimaabkommen geeinigt haben, dort sind nur noch mehr Länder Mitglied. Mit dem Klimavertrag haben die Regierungen versprochen, die Erderhitzung bei deutlich unter 2 und möglichst sogar bei 1,5 Grad zu halten.

Für Letzteres müssten die globalen Emissionen sich dem Weltklimarat zufolge bis 2030 quasi halbieren, nämlich gegenüber dem Niveau von 2010 um 45 Prozent sinken. Laut ihrem Klimaziel will die IMO eine ähnliche Marke – 50 Prozent Einsparung gegenüber 2008 – erst zur Hälfte des Jahrhunderts erreichen. Dann müssen die globalen Emissionen laut Weltklimarat aber schon bei null liegen. Was von der neuen Strategie bis 2030 zu erwarten ist, hat die Denkfabrik ICCT Anfang November ausgerechnet. Ohne die IMO-Strategie ist demnach zu erwarten, dass die internationale Schifffahrt zum Ende des Jahrzehnts noch 15 Prozent mehr Treibhausgase ausstoßen wird – mit ihr sind es 14 Prozent.

Gegen den Entwurf haben nur die unter dem Klimawandel besonders leidenden Marshallinseln und die Salomonen gestimmt. Die Rolle der EU-Staaten war laut NGO-Beobachter:innen gemischt. „Obwohl einige Länder – Deutschland, die Niederlande und Schweden – zumindest Bedenken geäußert haben, haben sie dem Ergebnis alle zugestimmt“, sagt Faïg Abbasov von der NGO Transport & Environment. Die EU diskutiert nun, ob der Staatenbund sich über die IMO-Einigung hinaus selbst um Klimaschutz in der Schifffahrt kümmern soll. Etwa, indem die Branche zur Teilnahme am Europäischen Emissionshandel verpflichtet wird.

Susanne Schwarz