MMA-Superstar Nurmagomedow: Islamistischer Käfigkämpfer

Die ehemalige MMA-Größe Chabib Nurmagomedow überzieht Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron nach dessen Plädoyer für westliche Werte mit Hasspostings.

Kampfsport-Superstar Nurmagomedow im Ring.

Anrufung des strafendes Gottes: Kampfsport-Superstar Nurmagomedow sinnt auf Rache Foto: Mahmoud Khaled/dpa

Wer in den vergangenen Jahren über russische Sportportale gesurft ist, der hat sehr viele Posts über Fußball gesehen, viele Eishockey-Geschichten, Neues aus der Welt des Eiskunstlaufs und neben all dem auffällig viele Berichte über einen gewissen Chabib Nurmagomedow.

Der Kampfsportler, der über die Jahre zu einem der erfolgreichsten Profis im Mixed-Martial-Arts-Spektakel der Ultimate Fighting Champion­ship (UFC) geworden ist, war in Russland schon eine große Nummer, bevor er 2018 den bis dato größten Star der UFC, den Iren Connor McGregor, besiegt hat. 25 Millio­nen Fans folgen dem Mann aus der Kaukasusteilrepublik Dagestan auf Instagram. Zum Vergleich: Dem populärsten russischen Fußballer Artjom Dsjuba folgen 1,2 Millionen Fans.

Über 3,5 Millionen Menschen haben nun einen Instagram-Post Nurmagomedows mit einem Herzchen versehen, auf dem der französische Staatspräsident Emmanuel Macron mit einem schwarzen Fußabdruck im Gesicht zu sehen ist. Der Text dazu: „Möge der Allmächtige das Gesicht dieser Krea­tur und all ihrer Anhänger entstellen, die unter dem Motto der Meinungsfreiheit die Gefühle von mehr als eineinhalb Milliarden Muslimen verletzen.“

Es war Nurmagomedows Reaktion auf den Mord an dem französischen Lehrer Samuel Paty. Nach diesem Verbrechen hatte der französische Präsident zur bedingungslosen Verteidigung der Meinungsfreiheit aufgerufen. Zu der gehören eben auch jene süffig-religionskritischen Karikaturen der Zeitschrift Charlie Hebdo, die der Lehrer Samuel Paty in seinem Unterricht thematisiert hatte.

Vermöbeln als Lebensinhalt

Nur einen Tag späte legte Nurmagomedow mit einem weiteren Post nach: „Und möge Allah all diejenigen bestrafen, welche die Ehre der besten Menschen des Propheten Mohammed verletzen.“ Nurmagomedow hatte seine Kampfsportkarriere nach dem 29. Sieg im 29. UFC-Kampf Ende Oktober für beendet erklärt. Nach dem Erfolg gegen den US-Amerikaner Justin Gaeth­je waren dem Russen die Herzen der Kampfsportwelt zugeflogen. Seine Tränen, die er nach dem Sieg vergoss, und seine Abschiedsrede, in der er an seinen kürzlich verstorbenen Vater und Trainer Abdulmanap erinnert hat, lieferten eine Herz-Schmerz-Geschichte, die über die Kampfsportszene hinaus für Aufsehen sorgten.

Seine jüngsten Hass-Postings erinnern nun an das finstere Bild, das Nurmagomedow nach seinem Kampf gegen McGregor abgegeben hat. Da stürzte er sich auf Betreuer seines Konkurrenten und versuchte diese zu verdreschen. In Russland wurde er dafür gefeiert. Staatspräsident Wladimir Putin empfing den Kämpfer und zeigte Verständnis für dessen Ausraster.

Dass Nurmagomedow schon damals eine Nähe zum radikalen Islam entwickelt hatte, störte Putin nicht. Der Kämpfer wurde in seiner Heimat Dagestan als Prediger eines reinen islamischen Lebens spätestens bekannt, als er die religiös motivierten Proteste unterstützte, die zu einer Absage eines Konzerts des russischen Rappers Egor Kreed in der dagestanischen Hauptstadt Machatschkala geführt hatten. Auch seine Nähe zu Ramsan Kadyrow, dem unverhohlen islamistischen Präsidenten der russischen Teilrepubik Tschetschenien, war da schon lange kein Geheimnis mehr. Dass der Mufti von Tschetschenien, Salah-Hadschi Meschijew, den Kämpfer aus Dagestan nun für seine Äußerung gegen Macron feiert, passt ins Bild.

Auch Kadyrow hat sich gegen Macron in Stellung gebracht. Dafür hat er sich einen Rüffel vom Kreml eingefangen, der ihn daran erinnert hat, dass die Außenpolitik nicht die Sache von Regionalfürsten sei. Kadyrow ist das egal, und er hetzt auf seinem Telegram-Kanal munter weiter gegen Macron. Währenddessen postet der österreichische MMA-Kämpfer Mairbek ­Tai­sumov, der aus Tschetschenien stammt und auch schon bei der UFC gekämpft hat, Videos vom Dinner bei Kadyrow. Und so wie dem russischen Präsidenten der Islamismus in seinen Kaukasusrepubliken zu entgleiten droht, so macht er sich in der Kampfsportszene breit.

Auch die russische Premier Liga im Fußball hat die neue islamistische Sportbewegung erreicht. Resiuan Mirsow vom Moskauer Vorortklub Chimki hat Nurmagomedows Instagram-Post geteilt. Sein Klub hat ihn zum Rapport zitiert.

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