Internationaler Kampf gegen Corona: Jens Spahn fordert Reform der WHO

Laut Gesundheitsminister Spahn muss die WHO gestärkt werden. Es sei möglich, „die ganze Welt im nächsten Jahr mit Impfstoff zu versorgen“.

Eine Frau in Schutzkleidung im Kongo hält ihr Baby im Arm.

Eine Ebola-Überlebende – für Spahn nicht länger eine Krankheit der anderen, wie Corona gerade zeigt Foto: Baz Ratner/reuters

BERLIN taz | Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für eine Reform der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgesprochen. „Die Strukturen der WHO müssen effizienter werden. Und die Aufgaben müssen klar verteilt sein: Was macht das Hauptquartier in Genf, wie eigenständig bleiben die derzeit sehr selbstbewussten Regionalbüros“, sagte Spahn der taz. Er wolle die laufende EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands „auch aktiv dazu nutzen, eine europäische Position zur WHO zu finden“. Um die Akzeptanz innerhalb der Europäischen Union für entsprechende Reformen zu testen, existiere bereits ein deutsch-französisches „Non-Paper“, also ein Schriftstück mit Vorschlägen, das den Vertretern der anderen EU-Staaten nun informell vorgelegt werde.

„Die WHO ist immer nur so gut, wie wir Mitgliedstaaten sie sein lassen“, sagte Spahn. „Und das fängt an bei der Frage, welche Informationen die WHO von wem wie frühzeitig zur Verfügung gestellt bekommt und mit welchen finanziellen Ressourcen wir sie ausstatten“, so der Minister.

Der WHO war im Umgang mit der Coronapandemie insbesondere von den USA vorgeworfen worden, eine zu große Nähe zu China zu pflegen und das Regime in Peking nicht engagiert genug zur frühzeitigen Herausgabe wichtiger medizinischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse über das Coronavirus gedrängt zu haben. US-Präsident Donald Trump hatte daraufhin angekündigt, die USA würden die WHO im kommenden Jahr verlassen.

Spahn will mehr Geld lockermachen

Spahn erklärte, für ihn sei eine WHO ohne die USA als Partner undenkbar. „Ich bin ausdrücklich nicht der Auffassung, wir sollten die USA einfach gehen lassen“, sagte er. Die USA seien „Gründungsmitglied, sie sind über Jahrzehnte einer der größten Treiber und eine ganz wichtige Stütze der WHO gewesen, auch personell“. Die EU müsse dies bei ihren eigenen Reformüberlegungen für die WHO berücksichtigen. „Wir müssen miteinander zu Reformen kommen, mit denen auch die USA sagen, in so einer WHO wollen wir dabeibleiben.“

Deutschland sei bereit, seinen finanziellen Beitrag an die WHO „in einem europäischen Gesamtakt noch einmal aufzustocken“. Spahn kritisierte, manch andere staatliche Geldgeber seien „da weniger engagiert“. Dabei sei die Unterstützung der WHO insbesondere auch im Interesse solcher Staaten, die sich viele Jahre vor Gesundheitskrisen sicher gefühlt hätten.

„Wir sehen gerade in der Pandemie, wie schnell sich Infektionskrankheiten weltweit ausbreiten können, und das betrifft in Zeiten des Klimawandels und der Globalisierung auch solche Krankheiten, die es früher in unseren Breitengraden nicht gab“, sagte Spahn: „Tuberkulose, das West-Nil-Virus und Ebola sind nicht länger die Krankheiten der anderen.“ Die EU brauche die WHO „genauso wie der Rest der Welt“.

Die Weltgemeinschaft sei dazu aufgerufen, gemeinsam an Konzepten zur Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen zu arbeiten. Entsprechende Anstrengungen im Kampf gegen das Coronavirus sollten Schule machen. „Impfstoffe zu entwickeln, ist immer ein schwieriger Prozess“, räumte Spahn ein. Er sei „trotzdem optimistisch, dass wir es hinkriegen können, die ganze Welt im nächsten Jahr mit Impfstoff zu versorgen“. Es gebe bereits jetzt eine Menge vielversprechender Impfstoffentwicklungen. „Wenn nur ein Teil davon zugelassen wird, wäre das schon ein großer Erfolg.“

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