Schauspieler Birol Ünel ist tot: Eine große Präsenz

Als exzentrischer Koch aus „Soul Kitchen“ bleibt er in Erinnerung. Der Schauspieler Birol Ünel ist nach schwerer Krankheit im Alter von 59 Jahren gestorben.

Portrait von Birol Ünel

Der Schauspieler Birol Ünel bei den Dreharbeiten zum Kinofilm „August“ im September 2005 Foto: Jörg Carstensen/dpa

BERLIN taz/dpa | Der Schauspieler Birol Ünel ist tot. Die Intendantin des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, Shermin Langhoff, bestätigte, dass Ünel nach schwerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus gestorben ist. Er wurde 59 Jahre alt.

Birol Ünel kam am 18. August 1961 in der türkischen Stadt Silifke zur Welt. Als er sieben Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern in ein Dorf bei Bremen. Nach seinem Abschluss an der Hauptschule machte er eine Ausbildung zum Parkettleger. 1982 wurde er dann an der Schauspielschule von Hannover angenommen und studierte dort intensiv Method-Acting.

Immer wieder übernahm Birol Ünel größere Rollen in den Filmen des Hamburger Regisseurs Fatih Akin. Für dessen Kinofilm „Gegen die Wand“ gewann er 2004 den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller. Darin spielte er an der Seite von Schauspielerin Sibel Kekilli den alkoholkranken und drogensüchtigen Deutschtürken Cahit Tomruk, der mit Sibel Güner, einer in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Türkin, eine Scheinehe eingeht. Güner will dadurch den Moralvorstellungen ihrer Eltern entgehen, schließlich verlieben sich die beiden ineinander. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem gewann er den Goldenen Bären der Berlinale 2004.

„Ruhe in Frieden, mein Freund“, schrieb Fatih Akin am Freitag auf seinem Instagram-Account. „Du hattest ein Licht in Dir, das mich immer überwältigt hat.“ Schauspieler Lars Eidinger schließt sich der Bekundung des Regisseurs an: „Nicht zu fassen. Der Beste!“

Bekannt ist Birol Ünel einem größeren Publikum auch durch seine Rolle in der Filmkomödie „Soul Kitchen“ geworden, ebenfalls ein Film von Fatih Akin, aus dem Jahr 2009. Ünel spielt darin die Rolle des exzentrischen Kochs Shayn Weiss, der „keinen Mist“ kochen will, sondern in dem von Schließung bedrohten Restaurant eines chaotischen Besitzers mit viel Pathos nur kulinarischen Raffinessen zaubern möchte: „Ich weiß so viel von Restaurants, dass ich weiß, dass ich kein eigenes haben will.“ Im Streit mit dem Besitzer Zinos Kazantsakis (Adam Bousdoukos) rammt er schon mal theatralisch ein Messer in die Wand.

Ruf, Inszenierung, Wirklichkeit als Enfant terrible

In dem Film „Die Unerzogenen“, aus dem Jahr 2007 in der Regie von Pia Marais, spielte Birol Ünel die Rolle des Vaters Axel: „Ich hatte einen Heidenrespekt vor Birol Ünel“, sagte Pia Marais 2009 gegenüber der taz: „Er ist ein so toller Schauspieler. Er hat eine so große Präsenz.“

Ünel war alkoholsüchtig und galt an Filmsets hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit als schwierig. In einem taz-Interview sagte er 2009: „Ich liebe diesen schlechten Ruf. Er ist wie ein Sieb, das Menschen von mir fernhält, die mit mir nicht arbeiten können und mit denen ich nicht arbeiten möchte.“ Pia Marais kommentierte damals: „Er spielt mit diesem Bild, er ist schon auch ein Rebell. Das ist vielleicht nicht immer sehr klug, aber das ist ihm dann auch egal.“

Sein Kinodebüt hatte Ünel 1988 in dem letzten Spielfilm unter der Regie des Dramatikers Thomas Brasch „Der Passagier – Welcome to Germany“ an der Seite von Tony Curtis. Auch am Theater war Ünel tätig und war unter anderem 1992/93 in „Bericht an die Akademie“ zu sehen, einer Inszenierung der Erzählung von Franz Kafka. An der Volksbühne trat er in Frank Castorfs „Die Nibelungen – Born Bad“ (1994) auf und am Berliner Ensemble in Thomas Heises Inszenierung von Heiner Müllers Stück „Der Bau“ (1994). Zuletzt wirkte Birol Ünel in mehreren türkischen Filmen mit.

Über seine Tätigkeit vor der Kamera und auf der Theaterbühne sagte Ünel 2009: „Schauspieler werden diejenigen, die einen Drang verspüren, aus ihrem Leben eine Quintessenz zu ziehen, und sagen: Das möchte ich in einer künstlerischen Form vermitteln an andere. Ich möchte, dass Menschen, die ich nicht kenne, daran teilhaben – natürlich aus einem gewissen Narzissmus heraus. Ich bin gerne eine Rampensau.“

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