Viertel am Hamburger Diebsteich: Rahmenplanung abgeschlossen

Die Stadt plant eine Konzerthalle und ein Fußballstadion. Bürgerinitiativen protestieren gegen Baumfällungen und die erwartete Verkehrsbelastung.

Eine Zeichnung zeigt, wie das geplante Viertel aus der Vogelperspektive aussehen würde.

Neben dem neuen Fernbahnhofs (oben links) sollen am Diebsteich Sport und Kultur Platz finden Foto: Abb.: Grit Koalick/FHH

HAMBURG taz | Vor Ort hat die Stadtentwicklungsbehörde die endgültige Rahmenplanung für das Viertel­ am Diebsteich vorgestellt. Der Termin am Freitag war begleitet von Widerstand: So hatte die Bürgerinitiative „Prellbock Altona“­ bereits in den Tagen davor an Bäumen nahe des S-Bahnhofs Diebsteich Plakate aufgehängt. Diese sollten darauf aufmerksam machen, dass viele alte Bäume im Zuge der Bauarbeiten gefällt werden sollen.

Eine andere Initiative, „Kein Diebsteich 23“, kritisierte vor allem die Bürgerbeteiligung: „Seitens der Entscheidungsträger und Planer wurde uns mitgeteilt: ‚Sie wollten doch Kultur. Das wird nun entsprechend Ihrer Wünsche umgesetzt‘“, so Volker Scharrnbeck, Mitglied der Initiative. Das sei „zynisch“: Man habe etwas für die Anwohner sowie Menschen aus den umgebenden Stadtteilen gewollt.

Tatsächlich hatten sich viele Anwohner mehr Platz für Kultur im Viertel gewünscht. Die Stadt plant nun aber neben dem Stadion für den Fußball-Regionalligisten Altona 93 eine Konzerthalle für bis zu 5.000 Gäste. Und diese, befürchten die Kritiker, wird vor allem Publikum von weiter weg anziehen, also für erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgen.

Gehen müssen in Gegenzug mehrere am Diebsteich ansässige Unternehmen: Thyssen-Krupp hat sein hiesiges Gelände bereits 2017 an die Stadt verkauft. Auf dieser Fläche soll den Planungen nach auch die Musikhalle entstehen. Das Unternehmen zieht nach eigenen Angaben ins niedersächsische Rotenburg/Wümme, wo ein neues Logistikcenter entsteht.

Schadstoffbelastetes Gelände

Nach Angaben einer Planerin aus der Stadtentwicklungsbehörde laufen zudem Verhandlungen mit der Deutschen Post und dem Gastronomie-Großhändler Metro. Beide Firmen besitzen Grundstücke am Diebsteich,­ auf denen der Plan bis 2040 neue Mischnutzung vorsieht, über die aber nichts Näheres benannt wird. Bis 2027 soll demnach nur eine Teilfläche des heutigen Post-Areals entwickelt sein und Platz für Subkultur und Populärkultur bieten. Laut Stadtentwicklungsbehörde strebt die Stadt an, alle Flächen – also die von Post, der Metro sowie die ehemals Thyssen-Krupp gehörende – in Erbpacht an zukünftige Nutzer zu vergeben.

Das Post-Grundstück ist allerdings belastet, das geht aus Unterlagen der Umweltbehörde hervor, die der taz vorliegen. Bei einer Umnutzung müsste hier wohl saniert werden – also Erdreich abtransportiert und durch sauberes ersetzt.

Ein Teil des belasteten Bodens wurde im vergangenen Jahr erneuert, ein Rest blieb aber, wo er war. Anwohner beschwerten sich im Zuge der Arbeiten über „deutlichen Gestank nach Diesel und Öl“. Das geht aus einer Anfrage der Linksfraktion an den Senat und dessen Antwort sowie aus dem Protokoll einer Sitzung des Umweltausschusses in Altona hervor.

Auf Anfrage heißt es aus der Umweltbehörde, diese sehe „unter Beibehaltung der gegenwärtigen Nutzung als Gewerbe-/Industriefläche keinen weiteren Handlungsbedarf“. Es sei „aufgrund der Vornutzung“ sowie der erwähnten „verbliebenen Restbelastungen aus den Teilsanierungen von einer Bodenverunreinigung mit MKW, BTEX und PAK der Altlast auszugehen“.

MKW, BTEX und PAK bezeichnen Schadstoffe, die typischerweise auf Gewerbehöfen und Industrieflächen entstehen. Sie sind für den Menschen giftig, teils gar krebserregend. „Untersuchungsergebnisse, die eine Gesamtbewertung der Fläche zulassen“, liegen der Umweltbehörde nach eigenen Angaben nicht vor – im Zuge einer Umnutzung seien „weitere Untersuchungen notwendig“. Den Behördenunterlagen nach erstreckt sich die Altlast über weite Teile des Postgeländes – betroffen ist demnach auch das Areal, auf dem gleich nebenan der neue Fernbahnhof Altona entstehen soll.

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