Spaniens Ex-Monarch Juan Carlos: Ein König stiehlt sich davon

Spaniens ehemaliger König Juan Carlos I. galt nach dem Ende Francos als volksnaher Regent. Er fiel tief – und mit ihm das Ansehen der Monarchie.

Silhouette von König Juan Carlos

Von nun an im Exil: Juan Carlos Foto: Daniel Ochoa de Olza/Ap

Spanien hat ein Problem: Die Staatsform, die sich das Land 1975 nach dem Tod des Diktators Francisco Franco gegeben hat, gerät ins Wanken. Die fluchtartige Wohnsitzverlegung von Alt-König Juan Carlos I. ins Ausland könnte weitreichende Folgen haben. Denn Spanien ist nicht mehrheitlich monarchistisch. Viele Spanier akzeptierten die Monarchie nur, weil sie Respekt vor Juan Carlos I. hatten.

Er galt ihnen als effektiver Staatschef, als volksnah und anständig. Sie waren „juancarlistas“, wie dies in Spanien hieß. Doch nach zahlreichen Skandalen und jetzt gar noch Ermittlungen in der Schweiz und in Spanien wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung ist es vorbei mit dem guten Image. „Juancarlista“ zu sein fällt alles andere als leicht.

Wer kein Monarchist ist, denkt um. Zumal Sohn Felipe VI. nie die Beliebtheit erreichte, die sein Vater hatte. Zu steif, zu fern vom Volk ist er. Anders als bei seinem Vater, der als einer der Architekten des demokratischen Spaniens gilt, sucht man bei ihm vergeblich nach großen Leistungen, die jemanden „felipista“ werden lassen könnten, wenn er schon kein Monarchist ist.

Felipe hatte genau eine Chance, und die vergab er. Als er nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien zur Aussöhnung und Besonnenheit hätte rufen können, redete er den Hardlinern das Wort, half, die Katalanen zu verteufeln. Er verzichtete darauf, eigene, nachhaltige Akzente zu setzten, die den Spaniern in Erinnerung bleiben.

Außerdem sind immer mehr Spanier in der Demokratie geboren und aufgewachsen. Das Mantra, dass das System, so wie es nach 1975 entstand, das einzig mögliche und einzig stabile sei, zieht nicht mehr. Die wenigen Umfragen, die es gibt, zeigen, dass mittlerweile mindestens die Hälfte der Spanier dafür ist, ihren Staatschef zu wählen. Eindeutiger Vorteil wäre: Ist er korrupt, kann er aus dem Amt gewählt und vor Gericht gestellt werden. Die Spanier müssten dann nicht warten, bis er so gütig ist und geht.

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Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.

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