Statistik über Adoptionen in Deutschland: Familienbild wird flexibler

Die Zahl der Adoptionen in Deutschland sinkt seit Jahren stetig. Eine bestimmte Form der Adoption hingegen nimmt zu.

Zwei Männer und ein Baby

Die Zahl der Regenbogenfamilien steigt Foto: Michela Ravasio/imago images

Ein Kind, nennen wir es Nanna, hat eine Mutter und drei Väter. Einen sozialen, einen biologischen – und dessen Ehemann. Derlei Familienmodelle werden immer häufiger. Aber auch dass Hetero-Zweierpaare sich im Laufe des Lebens neu zusammensetzen, wird zur Norm. Das Familienmodell, nach dem ein Mann und eine Frau in jungen Jahren Kinder bekommen, ist längst keine Norm mehr.

Das wirkt sich unter anderem auf die Adoptionszahlen aus. Das Statistische Bundesamt hat am Dienstag neue Zahlen veröffentlicht. Die zeigen: Während Adoptionen allgemein weniger werden (in den vergangenen zehn Jahren sind die Adoptionsbewerbungen um 40 Prozent zurückgegangen), nimmt eine bestimmte Form der Adoption stark zu, die Stiefkindadoption: wenn jemand in einer neuen Beziehung das Kind der neuen Partnerin oder des neuen Partners rechtlich als sein oder ihr eigenes annimmt.

2019 waren 63 Prozent aller Adoptionen in Deutschland solche Stiefkindadoptionen. Vor zehn Jahren war es noch etwa die Hälfte. Im März hat das Bundesverfassungsgericht beschlossen, dass die Stiefkindadoption auch für unverheiratete Paare möglich sein muss, was die Zahlen noch mal steigen lassen dürfte.

Was wir also sehen: Das Familienbild in unserer Gesellschaft wird flexibler. Praktisch sowieso, aber allmählich kommt auch das Recht hinterher. Nicht alles läuft dabei immer im Sinne der Familien – etwa, dass es für Familien mit zwei Müttern bei Adoptionen neuerdings eine Beratungspflicht gibt. Im Großen und Ganzen aber fühlt sich der Trend nach Fortschritt an. Auch wenn einige politische Gruppen und Bewegungen sich weiterhin dagegen wehren, ist eine Veränderung und Öffnung des traditionellen Familienbildes nicht mehr aufzuhalten.

Dass die anderen Formen der Adoption hingegen weniger werden, erklären die Sta­tis­ti­ker*in­nen übrigens mit den Fortschritten der Reproduktionsmedizin. Künstliche Befruchtung etwa kann einen Kinderwunsch auf biologischem Wege ermöglichen, wo Paare mit Schwierigkeiten, schwanger zu werden, sich früher für eine Adoption entschieden hätten. Derweil besteht aber noch kein Grund zur Sorge um Kinder, die Adoptivfamilien suchen. Die Zahl der zur Adoption vorgemerkten Kinder sinkt ebenfalls, und das Verhältnis zu potenziellen Adoptivfamilien ist mit eins zu fünf weiterhin eines zugunsten der Kinder.

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