Schulstart während Corona: Frische Luft dank CO2-Sensoren?

Das Umweltbundesamt fordert, sich um die Luftqualität im Klassenzimmer zu kümmern. Weniger Kohlendioxid hilft nicht nur gegen Corona.

Franziska Giffey mit Maske beugt sich zu einem Schüler herab

In Mecklenburg-Vorpommern beginnt die Schule wieder – hoffentlich in gut gelüfteten Klassenzimmern Foto: Jens Büttner/ dpa

FREIBURG taz | CO2-Sensoren in Klassenräumen könnten das Risiko einer Übertragung des Coronavirus in Schulen deutlich senken. Davon ist das Umweltbundesamt (UBA) überzeugt. Schließlich sei das CO2 (Kohlendioxid), das jeder Mensch ausatmet, ein guter Indikator für mangelnde Durchlüftung und damit auch ein Indiz für die Konzentration von Aerosolen im Raum, erklärt die Fachbehörde. Noch im August, rechtzeitig zum Beginn des neuen Schuljahrs, will das UBA einen entsprechenden Forderungskatalog vorstellen, dessen Details gerade intern abgestimmt werden.

Die oft schlechte Lufthygiene in Klassenzimmern war dem UBA schon lange vor Corona ein Dorn im Auge. Nun erneuert das Umweltamt seine erstmals im Jahr 2009 erhobene Forderung nach CO2-Messungen in Schulen. Die Behörde hofft so, „zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen“: das Risiko von Corona-Infektionen zu senken und zugleich die Lernbedingungen durch bessere Luft zu verbessern.

„In Klassenzimmern herrschen manchmal CO2-Werte von 2.000 bis 3.000 ppm“, sagt Heinz-Jörn Moriske, Experte für Innenraumlufthygiene am UBA. Bei solchen Konzentrationen sei „die kognitive Leistungsfähigkeit der Schüler bereits deutlich beeinträchtigt“. In der Außenluft liegt der Wert im Mittel bei etwa 410 ppm (parts per million).

Im Hinblick auf das Risiko, sich mit Corona zu infizieren, bietet sich der CO2-Wert auch deswegen als attraktiver Wegweiser an, weil er leicht zu messen ist. Ausreichend präzise Sensoren sind heute günstig im Handel erhältlich, ebenso fertig konfigurierte CO2-Ampeln, die anzeigen, wann ein Raum mal wieder gelüftet werden sollte. Die Aerosole selbst zu erfassen wäre hingegen sehr aufwendig, weshalb man ganz elegant auf das Kohlendioxid als probaten Indikator ausweicht.

Messungen wären auch andernorts sinnvoll

Lufthygieniker Moriske weist aber auch darauf hin, dass eine CO2-Messung im Hinblick auf Coronarisiken nur ein Indiz sein kann. Wenn eine Person, etwa beim Niesen, Tröpfchen in großem Stil im Raum verteilt, ist das natürlich ein ganz anderes Thema. Denn Tröpfchen zeigen sich in den CO2-Messwerten nicht. Lediglich jene Aerosole, die während der normalen Atmung abgegeben werden, korrelieren gut mit den Kohlendioxidwerten.

Gleichwohl hält Moriske CO2-Messungen auch in anderen Räumen für sinnvoll, in denen sich viele Menschen aufhalten. Zum Beispiel in der Gastronomie oder in Großraumbüros. Spätestens wenn die Konzentration von Kohlendioxid über 1.000 ppm ansteige, sei eine bessere Durchlüftung erforderlich. Grundsätzlich sei das zwar ein altbekanntes Thema, aber „durch Corona wurde es wichtiger denn je“.

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