Angst vor einer neuen Corona-Welle: Heimkehrer*innen machen Sorgen

Auch in Deutschland steigt die Zahl der Neuinfektionen. Ein Teil davon betrifft Urlauber*innen. Kommt jetzt die Testpflicht?

Container-Dorf als Unterkunft für Erntehelfer im bayerischen Mamming

Corona-Hotspot in Bayern: Fast 500 Menschen stehen hier unter Quarantäne Foto: Armin Weigel/dpa

BERLIN taz | Die Zahlen sind bemerkenswert: 815 neue Corona-Infektionen meldete das Robert-Koch-Institut am Freitag, 781 neue Fälle am Samstag. Das ist noch kein gewaltiger Ausschlag in der Statistik, aber doch ein erkennbarer Unterschied zu den Vorwochen, in denen die Gesundheitsbehörde selten mehr als 500 Neuinfektionen pro Tag registrierte. Am Sonntag sank der Wert zwar wieder auf 309 Neuinfektionen. Aber weil die Gesundheitsämter an Wochenenden weniger Daten an das Robert-Koch-Institut weitergeben als an Werktagen, taugt diese Nachricht nicht zur Entwarnung.

Ein Teil der jüngsten Corona-Infektionen ist auf größere Ausbrüche zurückzuführen. So wurden auf einem Großbauernhof im niederbayerischen Mamming nach Angaben des zuständigen Landratsamtes 174 Ernte­hel­fer*innen positiv getestet. Sämtliche Mitarbeiter*innen des Hofes stünden nun auf dem Betriebsgelände unter Quarantäne. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gibt es daneben aber auch „viele kleinere Geschehen“, die zurückgehen auf „größere Feiern im Familien- und im Freundeskreis, Freizeit­aktivitäten, Arbeitsplätze, aber auch Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen“.

Zudem gebe es inzwischen „zunehmend“ Coronafälle unter Reiserückkehrer*innen. Zum einen liegt das daran, dass die Infektionszahlen in einigen beliebten Urlaubsregionen relativ hoch sind. Zum anderen daran, dass Ur­lau­be­­r*innen tendenziell mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt kommen und in öffentlichen Verkehrsmitteln eng beieinandersitzen.

Für Rückkehrer*innen aus bestimmten Risikogebieten gilt eigentlich eine zweiwöchige Quarantänepflicht. Weil die Behörden schwer überprüfen können, ob diese Pflicht eingehalten wird, hatten die Ge­sund­heitsminister*innen von Bund und Ländern am Freitag beschlossen, kostenlose Coronatests einzuführen. Wer mit dem Flugzeug aus einem Risikogebiet nach Deutschland zurückkehrt, soll sich noch am Flughafen freiwillig testen lassen können. Für Heimkehrer*innen aus anderen Ländern gibt soll es ­kostenlose Tests in Arztpraxen geben.

Die Länder führen die neuen Testmöglichkeiten jetzt nach und nach ein. Umstritten ist allerdings, ob freiwillige Tests ausreichen. Der Kölner Virologe Gerd Fätkenheuer sagte am Samstag im Deutschlandfunk, er würde bei Urlauber*innen „nicht mehr nur auf Freiwilligkeit setzen“. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte dem Sender, er lasse derzeit eine Testpflicht prüfen.

Freiwillige Tests für Lehrer

Gefährlich könnten steigende Infektionszahlen zum Ende der Urlaubszeit auch für den Schulbetrieb werden. In Mecklenburg-Vorpommern enden am 3. August die Sommerferien, kurz darauf geht auch in vier weiteren Ländern die Schule wieder los. Um erneute flächendeckende Schulschließungen zu vermeiden, hatte die Kultusministerkonferenz Mitte Juli einheitliche Hygienestandards beschlossen.

Viele Länder haben zusätzlich freiwillige Tests für Leh­rer*innen angekündigt.

Die geplante Rückkehr nach den Sommerferien stößt zum Teil trotzdem auf Unverständnis. „Es ist völlig blauäugig, jetzt so zu tun, als sei Corona nach den Ferien einfach vorbei“, sagte etwa der Vorsitzende des Bundeselternrates, Stephan Wassmuth, der Bild am Sonntag. Auch Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, macht sich Sorgen: „Alle bisherigen Konzepte können nicht davon ablenken, dass die Schulen weder auf den Normalbetrieb noch auf den Fernunterricht gut vorbereitet sind.“

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