Berlins Zoo öffnet jetzt auch abends: Da schauen die Erdmännchen

Eigentlich haben die Tiere am Abend ihre Ruhe vor den Menschen. Doch um Einnahmen wieder zu steigern, öffnet der Zoo nun an zwei Tagen bis 21 Uhr.

Ein Erdmännchen

Jetzt kommen die Besucher schon abends: Erdmännchen im Berliner Zoo bei Ausschau halten Foto: dpa

An diesem lauen Sommerabend ist der Berliner Zoo in goldenes Licht getaucht. Die letzten Sonnenstrahlen fallen durch das satte Grün der Baumwipfel und bedeuten den Tieren das nahende Ende des Tages. Die Graureiher krächzen müde, und die Pelikane plustern nur noch gelegentlich ihr Gefieder auf. Vor der Hochhauskulisse des Hotels Waldorf Astoria tummeln sich munter noch einige junge Erdmännchen, während sich bei den Muttertieren nach der letzten Mehlwurmfütterung bereits eine gewisse Trägheit einstellt.

Der Senior Ingo Flamingo, 1946 in den Zoo gekommen, stakst auf seinen arthrosegeplagten Beinchen noch einmal ins kühle Wasser und gesellt sich dann wieder zu seinen prächtig gefiederten Artgenossen. Gelassen, auf einem Bein stehend, blicken sie nun dem Sonnenuntergang entgegen.

Was sonst nur den Mitarbeiter:innen vorbehalten ist, können nun auch die Berliner:innen erleben: Bis zum 17. Juli schließt der Zoo jeden Donnerstag und Freitag seine Tore erst um 21 statt wie bisher um 18 Uhr. Zu dieser Uhrzeit befinden sich die Pandazwillinge Pit und Paule schon im Land der Träume. Der magischen Wirkung des ruhigen Abendzoos kann man sich als Gast kaum entziehen.

Für den Zoo ist momentan jede zusätzliche Einnahme wertvoll: Von Mitte März bis Ende April war er komplett geschlossen. „Einige Tiere hatten sich schon an die Ruhe gewöhnt“, sagt Zoo-Sprecherin Katharina Sperling. Doch den Betrieb stellte die Schließung bei 140.000 Euro Betriebskosten – pro Tag – vor große wirtschaftliche Herausforderungen.

Zoo-Sprecherin Katharina Sperling

„Eigentlich bestehen unsere Gäste zu knapp 70 Prozent aus Touristen“

Und auch nach der Wiedereröffnung ist eine Rückkehr zur Normalität noch nicht in Sicht. „Eigentlich bestehen unsere Gäste zu knapp 70 Prozent aus Touristen“, sagt Sperling. Der Zoo habe daher momentan nur etwa halb so viele Besucher:innen wie sonst: „An guten Tagen immerhin noch 6.500.“

In den vergangenen Wochen seien wieder mehr Berliner:innen zu Besuch gekommen. Die limitierten Einlasskarten, vorab auf der Webseite zu bestellen, sind zu Stoßzeiten wie Nachmittagsstunden oder Wochenende vollständig vergriffen. Es scheint, als wüssten die Berliner:innen die grüne Oase inmitten der Stadt zu schätzen.

Hohe Nachfrage

Einige kauften die Jahreskarte weniger der Tiere als der Grünanlage wegen, sagt Sperling. Doch auch Jahreskartenbesitzer:innen müssten sich derzeit online einen Slot buchen. Die Öffnung des Zoos am Abend ist daher auch eine Reaktion auf die hohe Nachfrage.

Karten für den Zoo gibt es nur im Voraus online. Abends von 17 bis 21 Uhr ist immer nur am Donnerstag und Freitag geöffnet. Tickets unter tickets.zoo-berlin.de/

Es gefällt allerdings nicht jedem Zootier, während des Feierabends Besuch zu empfangen. Der sonst so sanftmütige Silberrücken Sango schaut grimmig drein und verkriecht sich hinter der nächsten Felswand. Ein hart gekochtes Ei vom Tierpfleger bessert die Laune des Gorillas schlagartig auf. Beseelt setzt er sich damit auf die Wiese vor seinem Klettergerüst.

Gänzlich unbeirrt hingegen sind die Zebras: Als hinter ihnen langsam die Abendröte aufleuchtet, stehen sie andächtig im warmen Licht und stecken ihre Köpfe zusammen. Als Besucher:in lässt man sich von diesem friedlichen Traumbild eines Sonnenuntergangs in der Savanne nur zu gern einfangen.

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