Football und Rassismus: Kein Federlesen mehr

Auf Druck der Anti-Rassismus-Proteste ändern die Washington Redskins möglicherweise den Namen. Kommt jetzt Paradigmenwechsel im US-Sport?

Das Logo der Redskins zeigt eine klischeehafte Native-Figur auf einem Logo mit Federschmuck

Umstrittenes Logo, umstrittener Name: die Washington Redskins Foto: Nick Wass/AP/dpa

Es ist auf den ersten Blick eine unscheinbare Meldung, die aber einen Paradigmen-Wechsel im US-amerikanischen Profi-Sport einleiten könnte. Zum Wochenende veröffentlichten die Washington Redskins ein Statement, in dem das NFL-Team aus der Hauptstadt ankündigte, „im Angesicht der aktuellen Ereignisse eine gründliche Überprüfung des Namen unseres Teams durchzuführen“.

Das ist ein Erfolg der anhaltenden Anti-Rassismus-Proteste in den USA und der Black-Lives-Matter-Bewegung.Denn Dan Snyder, der legendär starrsinnige Eigentümer der Redskins, hatte es bislang trotz jahrzehntelanger Proteste abgelehnt, den die amerikanischen Ureinwohner als „Rothäute“ verunglimpfenden Namen seiner Football-Mannschaft überhaupt zu diskutieren.

Als nun aber der öffentliche Druck so stark wurde, dass ihn selbst der Hauptsponsor FedEx öffentlich dazu aufforderte, den Vereinsnamen aufzugeben, bewegte sich Snyder endlich. Kurz darauf meldeten auch die Cleveland Indians, ein Traditionsteam aus der Baseball-Liga MLB, den Teamnamen und vor allem ihr umstrittenes, rassistische Klischees bedienende Logo Chief Wahoo zu überdenken.

Der Sinneswandel liegt auch am neuen Chefcoach Ron Rivera, den die Redskins im Januar engagierten. Der Sohn eines Puerto-Ricaners, einer der wenigen leitenden Funktionäre in der NFL mit einem Minderheiten-Background, berichtete in einem Interview, dass er schon seit einem Monat mit Snyder im Gespräch über den Vereinsnamen ist. Nun hofft Rivera, dass der Name noch vor der kommenden Saison verändert wird: „Das wäre großartig.“

Logistische Herausforderung

Die neue Spielzeit soll, so hat es die NFL geplant, am 10. September beginnen. Ein hoffnungsvolles Datum angesichts der Entwicklung der Covid-19-Pandemie im Land. So oder so wird es eine logistische Herausforderung, die Umbenennung in so kurzer Zeit umzusetzen. Der Name Redskins und vor allem das Logo sind zentraler Bestandteil von Marketing und Merchandising der Franchise. Das Logo mit dem Profil eines Kriegers, der eine Feder im Haar trägt, ist eines der ikonografischsten im US-Sport und mittlerweile auf Kappen oder T-Shirts auf der ganzen Welt zu sehen.

Auseinandersetzungen um den Namen gibt es tatsächlich nicht erst seit dem Erstarken der Black Lives Matter Bewegung. Schon seit den Sechzigerjahren protestieren amerikanische Ureinwohner gegen den Namen und gingen vor Gericht, trotzdem führte der Verein noch 1972 das bis heute aktuelle, mittlerweile legendäre Logo ein.

Rassistischer Gründer

2013, als die Diskussion wieder einmal hochkochte, verkündete Redskins-Besitzer Snyder in einem Interview mit der Tageszeitung USA Today: „Wir werden den Namen niemals ändern. Sie können das in Großbuchstaben schreiben: NIEMALS.“ Präsident Obama empfahl, doch „mal drüber nachzudenken, den Namen zu ändern“.

50 demokratische US-Senatoren unterschieben eine Petition, die Redskins verloren immer mehr Gerichtsverfahren, aber weigerten sich trotzdem weiter standhaft. Dass sich ausgerechnet die Redskins so lange gegen den Wandel stemmten, ist allerdings keine Überraschung: Schon der Gründer des Klubs, George Preston Marshall, war ein offener Rassist, Antisemit und Verteidiger der Rassentrennung im Süden der USA. Unter seiner Ägide waren die Redskins die letzte NFL-Franchise, die afro-amerikanische Spieler verpflichtete. Marshall beugte sich erst 1962 dem Druck von Gerichten und Behörden und führte die Gleichstellung in seiner Organisation ein.

Andere Klubs werden nachziehen

Trotzdem stand bis vor kurzem vor dem RFK Stadium in Washington, der Spielstätte der Redskins, eine Statue des Teamgründers. Erst am 19. Juni ließ der Klub angesichts der Black-Lives-Matter-Proteste das Denkmal abtragen.

Wie die Redskins künftig heißen werden, ist noch nicht klar, dem Vernehmen nach will Snyder weiter einen irgendwie indianischen Namen, um das Logo und damit den Markenkern seiner Franchise nicht ändern zu müssen. Aber egal, wie die Entscheidung ausfällt: Der Prozess als solcher ist ein Signal, dass sich etwas bewegt. Andere Profi-Klubs, Colleges und High Schools werden nachziehen und ihre auf rassistischen Stereotypen bauenden Teamnamen, Maskottchen und Logos überdenken müssen.

Noch gibt es allein 47 High Schools, deren Sport-Teams den Namen Redskins tragen. Von all den anderen Braves und Warriors, Chiefs und Chieftains, Redmen und Red Raiders, Savages, Arrows, Tomahawks oder Squaws einmal ganz zu schweigen.

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