Schulöffnungen in Spanien: Planlos zurück ins Klassenzimmer

Im Baskenland soll ein Teil der Schulen wieder öffnen. Doch Lehrer und Schüler rufen zum Streik auf – die Rückkehr sei völlig verantwortungslos.

Ein Mensch geht den Gang einer leeren Schule entlang, durch ein Fenster liegt ein leeres Klassenzimmer

So leer wie in dieser Schule in Labastida, soll es nach der baskischen Regierung nicht bleiben Foto: Alvaro Barrientos/ap

MADRID taz | Die baskische Autonomieregierung will Vorreiter in Spanien sein. Ab Montag soll ein Teil der Schulen wieder öffnen. Die Schüler des Abschlussjahrgangs der Mittelstufe, die der Oberstufe und der Abschlussjahrgang der Berufsbildung sollen zurück in ihre Klassenzimmer. Ab Juni sollen dann Schritt für Schritt die restlichen Altersgruppen folgen. Das Ziel: Das Schuljahr 2019/20 soll trotz Covid-19-Pandemie mit ordentlichen Prüfungen beendet werden.

Doch das baskische Bildungsministerium hat die Rechnung ohne die Schüler und Lehrer gemacht. Sowohl die Schüler- und Studentengewerkschaft SE, als auch die wichtigste baskische Lehrergewerkschaft ELA rufen zum unbefristeten Streik auf. Eigentlich sollten die Schulen bereits vergangenen Monat öffnen, doch unter dem Druck der Gewerkschaften verschob die Regierung den Plan um eine Woche, ohne allerdings die Zeit zu nutzen, um auf Schüler und Lehrer zuzugehen.

„Wir lassen nicht zu, dass sie mit unserer Gesundheit spielen“, erklärt SE-Sprecherin Laura Luengo. Die 23-jährige Studentin aus Bilbao wirft der baskischen Regierung vor, die Schulen öffnen zu wollen, „damit die Unternehmen wieder normal arbeiten können, weil die Eltern wissen, wo sie ihre Kinder unterbringen“. Für Luengo ist die Rückkehr in die Klassenzimmer „völlig improvisiert und eine riesige Verantwortungslosigkeit“.

Die Lehrergewerkschaften beschweren sich über fehlende Hygienevorschriften. „Es reicht nicht, einmal am Tag zu putzen“, heißt es in einer Erklärung, die von den vier Gewerkschaften des Bildungswesens unterschrieben wurde. Sie fordern „kontinuierliche Reinigung“ und mehr Personal, um dies zu gewährleisten.

170.000 weitere Lehrkräfte benötigt

Das Bildungsministerium hat noch nicht geantwortet. Die einzige Maßnahmen, die für die Rückkehr getroffen wurden, ist ein größerer Abstand zwischen den Tischen und gestaffelter Schulbeginn. Außerdem sollen die Speisesäle der Ganztagsschulen geschlossen bleiben.

Anders als im Baskenland gibt es in den restlichen spanischen Regionen noch keinen genauen Zeitplan für die Rückkehr. Die spanische Bildungsministerin Isabel Celaá empfiehlt den Regionen für das kommende Schuljahr die Zahl der Schüler pro Klasse auf maximal 15 zu reduzieren. „Wir werden jeden Winkel in den Schulen nutzen müssen“, erklärt die Sozialdemokratin. Bibliotheken, Sportsäle, Veranstaltungsräume oder Speisesäle müssten für den Unterricht genutzt werden.

„Wir stehen vor ein riesiges Problem. Um das umzusetzen brauchen wir mindestens 30 Prozent mehr Lehrer“, erklärt Isabel Galvín, Generalsekretärin der Lehrergewerkschaft FREM-CCOO in der Region Madrid. Alleine in der Hauptstadtregion wären 27.000 Neueinstellungen notwendig. Hochgerechnet auf ganz Spanien sind es über 170.000. Keiner weiß, woher diese Lehrkräfte kommen sollen.

Die konservative Madrider Landesregierung ignoriert das. Sie macht dort weiter, wo sie vor dem Ausbruch der Pandemie aufgehört hat – bei der Sparpolitik im öffentlichen Schulsystem. Im kommenden Jahr sollen 110 Klassen gestrichen und die Anzahl der Schüler pro Lehrer damit sogar noch erhöht werden.

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