Länder haften für ihre Ökobilanz: Danke, Donald!

Der US-Präsident will von China Corona-Entschädigungen. Wo wir schon dabei sind: Fürs Klima schulden uns die USA 77 Billionen.

Collegestudent riecht mit einer Gasmaske an einer Magnolie

Wie riecht der Klimawandel: Magnolie im Versuch Foto: ap

BERLIN taz | Es war eine dieser Kinderfragen, die mich ins Grübeln brachte. „Hat Trump jemals etwas gemacht, was du gut findest?“, wollte meine Tochter wissen, nachdem wir wieder einmal lange über den Horrorclown im Weißen Haus geschimpft hatten. Ich dachte lange nach: Hatte er … jemals…was? Nein, eigentlich nicht.

Bis Ende April. Da sagte der US-Präsident, er wolle „sehr substanziellen Schadenersatz“ von China fordern. Schließlich komme die Coronapandemie von dort, das Land sei nicht kooperativ und die Folgen wären teuer.

Das ist natürlich populistischer Blödsinn. Haben etwa die Spanier für die Spanische Grippe bezahlt? Aber trotzdem hat Donald Trump hier meine volle Unterstützung. Denn ohne es zu wissen oder zu wollen, fordert er ein richtiges Prinzip ein: Staaten müssen dafür haftbar sein, was sie anderen Ländern antun.

Nur so zum Beispiel: Nehmen wir den Klimawandel und den Ausstoß von Kohlendioxid. Und nehmen wir das Land, das seit 1750 am meisten dazu beigetragen hat – die Vereinigten Staaten von Amerika. Alle Bedingungen der Trump-Doktrin sind hier erfüllt: Ein Drittel des Problems stammt aus den USA, das Land blockiert den Klimaschutz und die Krise kostet viel Geld und viele Menschenleben.

400 Milliarden US-Tonnen CO2

Deshalb servieren wir hier die Rechnung, grob geschätzt und gerundet: Die USA haben seit 1750 bisher etwa 400 Milliarden Tonnen CO2 emittiert. Jede Tonne verursacht geschätzte 180 Euro an Schäden. Macht gut 77 Billionen Dollar. So viel schulden die USA der Welt, weil sie auf Kosten der Atmosphäre reich geworden sind. Das wäre ein „sehr substanzieller Schadenersatz“.

Wir wollen nicht gierig sein. Ratenzahlung ist möglich. Das Geld könnte 770 Jahre lang die 100 Milliarden Dollar finanzieren, die ab 2020 jährlich für Klimaschutz in arme Länder fließen sollen. Wir sollten auch nicht kleinlich sein. Die USA könnten das private und öffentliche Geld, das sie für Klimaschutz, Rettung der Regenwälder oder Katastrophenhilfen ausgeben, von der Summe abziehen.

Vielleicht könnte man auch die Erfindung der Blue Jeans, des Rock ’n’ Roll und der Ökobewegung gegen diese Schulden verrechnen. Und irgendwann werden auch die anderen Länder dem US-Trend folgen und zahlen. Deutschland wäre dann mit 16,2 Billionen Euro dabei. Olaf Scholz rechnet mit dem einen oder anderen Nachtragshaushalt.

Also jedenfalls: Danke, Donald! Wenn die USA schnell zahlen, müssen wir auch keine der Sanktionen durchsetzen, mit denen der US-Präsident droht: Reisen einschränken (welche Reisen?), eine Billion in Staatsschulden nicht zurückzahlen oder Vermögen einfrieren. Das allerdings wäre bei Trump gefährlich: Übrig bliebe dann ja nur noch sein Unvermögen.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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