Kita-Öffnungen in Berlin: Chronologie einer Notöffnung

Eine Kreuzberger Kita fühlt sich zunächst außerstande, mehr Kinder in den Corona-Notbetrieb aufzunehmen. Sie dürfte kein Einzelfall sein.

Die Pause für die Bobbycars ist bald zu Ende in den Kita-Gärten Foto: picture alliance/Christoph Soeder/dpa

BERLIN taz | Eltern können sehr fleißig werden, wenn sie so richtig der Schuh drückt, und die Mütter und Väter der Kinder in einer Kreuzberger Kita drückte er gewaltig. Acht Seiten lang ist die Chronologie der aus ihrer Sicht mangelhaften Corona-Notöffnung ihrer Kita, die sie verfasst und an die Zeitung gegeben haben. „Kita-Situation“ steht darüber knapp in Großbuchstaben, darin heißt es: „Die Eltern haben Hoffnung auf Normalisierung ihres Alltags und Berufstätigkeit, sehen aber ihren vom Senat formulierten Anspruch nur mangelhaft, verspätet oder gar nicht umgesetzt.“ Es komme, schrei­ben sie, „zu Situationen, in denen Eltern um verknappte Betreuungskapazitäten konkurrieren, auf die sie laut Senat Anspruch haben.“

Konkret geht es darum: Obwohl bereits seit dem 14. Mai in Berlin alle Kinder im Vorschulalter (und seit Montag auch der Jahrgang darunter) nebst Geschwistern wieder Anspruch auf vier Stunden Betreuung am Tag haben, weigerte sich die Kita des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte zunächst, alle 49 Vorschulkinder wieder aufzunehmen. Man habe nur Platz für 30, wenn man auf das Personal schaue und die empfohlene Gruppengröße von 10 Kindern nicht überschreiten wolle, heißt es auch auf Anfrage.

Was sich in der Kita Fontanepromenade in Kreuzberg abspielt, dürfte gerade kein Einzelfall sein – auch wenn es dazu keine Zahlen gibt, weil die Senatsjugendverwaltung die Fälle, die an die Krisenhotline bei der Kita-Aufsicht herangetragen werden, weder sammelt noch systematisch auswertet.

Seit Mitte Mai steht der stufenweise Öffnungsplan für die Kitas nach Altersjahrgängen. Und die Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen, die ohnehin schon lange in der Notbetreuung sind, sollen weiterhin mit erhöhtem Stundenumfang betreut werden. Für die Kitas heißt das: Beinahe jede Woche kommt ein neuer Schwung Kinder, neue Gruppen müssen aufgemacht, Räume und ErzieherInnen gefunden werden, und das alles, ohne die Hygieneregeln zu verletzen.

Den Eltern eine Perspektive geben

Die Politik will und muss den Eltern eine Perspektive geben – wie diese konkret umgesetzt wird, ist den Kitas überlassen. Die wiederum fühlen sich in der Zwickmühle zwischen dem Anspruch der Senatsbeschlüsse und den Wirklichkeiten vor Ort – und machen im Zweifel dicht. Was wiederum die Eltern zur Verzweifelung treibt.

Die Kita-Aufsicht soll in Konfliktfällen vermitteln. Das hat sie im Fall Fontanepromenade laut Jugendverwaltung auch getan. Tatsächlich will die Kita nun die Gruppengrößen erhöhen.

Die Grünen-Fraktion hat jetzt einen Fragenkatalog an Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) geschickt. Sie hätte die Situation in den Kitas gerne systematischer erfasst. Auch eine Frage: inwiefern Kitas eigentlich „direkt und unbürokratisch durch den Senat unterstützt“ werden, „wenn sie aufgrund räumlicher oder personeller Engpässe die weiteren Öffnungsstufen nicht mehr umsetzen können“. Gute Frage.

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