US-Militär gegen Corona: Weltkrieg-Ästhetik gegen das Virus

Das US-Militär ruft zum Social Distancing auf, mit Fotos im Stil alter Mobilisierungs-Propaganda – und entgegen der Linie von Präsident Trump.

US-Präsident Donald J. Trump imitiert das Händewaschen

Auf ihn könnten die Plakate wirken: Trump imitiert das Händewaschen bei einer Pressekonferenz. Foto: Stefani Reynolds/imago

Das Virus macht uns alle gleich, heißt es ja oft. Absurde Behauptung, nicht nur weil sie die Unterschiede zwischen Klassen, Ethnien, Geschlechtern und Altersgruppen in der Bevölkerung ignoriert, sondern auch verkennt, wie verschieden auf Covid-19 reagiert wird.

Dass sich vermeintlich gleich oder ähnlich Denkende recht unterschiedlich positionieren, ist eine dieser Verwerfungen, die das Virus wie durch ein Vergrößerungsglas sichtbar werden lässt. Etwa im Fall der verschwörungs­theo­retisierenden US-Regierung und einiger Einheiten des sonst ja weitgehend regierungstreuen US-Militärs.

Während Trumps Führung die Lage im Land ungeachtet der inzwischen über 70.000 Toten kleinredet und ein schnelles Ende des Lockdowns fordert, werben einzelne Militäreinheiten in den sozialen Medien mit effektvollen Bildern für besseren Schutz – in einer Ästhetik, die an die US-amerikanische Propaganda während des Zweiten Weltkriegs angelehnt ist.

So postet der Marinestützpunkt Pensacola im Bundesstaat Florida („Naval Air Station Pensacola“) auf Twitter und Instagram seit ein paar Tagen regelmäßig Plakate, auf denen stilisierte Soldat:innen unter dem Hashtag #sinkcovid19 fordern, Masken zu tragen, Hände zu waschen und zu Hause zu bleiben.

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Utopischer Burgfrieden

Dass sie sich zugleich einer patriotischen Sprache bedienen, ist ironisch. Hat doch die Krise bisher vor allem gezeigt, dass zu Beginn der Ausgangssperren der fast utopische Burgfrieden, der auch hierzulande zumindest für ein paar Wochen zwischen reaktionären wie progressiven Kräften herrschte, nur auf einen vorübergehenden Schock zurückzuführen ist.

Mit derartigen Strategien an Zeiten des Zweiten Weltkriegs, also einen so krassen wie verbindenden Ausnahmezustand zu erinnern, mag die ­effektive Bildpolitik rechtfertigen, offenbart aber zugleich die Misère.

So hat die gesamte Menschheit gerade den gleichen Feind (das Virus und seine multi-dimensionalen Kollateralschäden), doch ist seine vermeintliche Bekämpfung überall radikal unterschiedlich.

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