taz-Podcast „Nur Mut“: Resilienz und Corona

Im taz-Podcast geht es dieses Mal um Fähigkeiten, die helfen, besser durch Krisenzeiten zu kommen – Resilienz nennt sich das.

Ein Biohazard-Zeichen und das gedruckte Wort "Resilienz"

Therapeutin Petra Muth gibt Tipps für die Seele: Resilienz aufzubauen soll in der Pandemie helfen Foto: Imago Images / Steinach

Wenn zwei Personen dieselbe stressige Krise durchleben, unter denselben äußeren Bedingungen: Warum wird die eine davon krank, die andere nicht? Darum geht es in der Forschung um sogenannte Resilienz: Ein Bündel aus Fähigkeiten, die Menschen widerstandsfähiger machen in widrigen Situationen – die ihnen helfen, widrige Umstände auszuhalten, die sich nicht ändern lassen.

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In der neuen Folge vom taz-Podcast „Nur Mut – Anleitung für den Krisenkopf“ sprechen die Therapeutin Muth und die Journalistin Anett Selle dieses Mal über eben diese Fähigkeiten – und wie wir sie lernen können. Doch vorweg: „Die Idee soll nicht so verstanden werden, dass das jetzt das Allheilmittel für alles ist“, sagt Muth.

Oft werde Resilienz so missverstanden, dass das Individuum allein dafür verantwortlich sei, mit jeder noch so schwierigen Situation klarzukommen. „Es gibt äußere Umstände, die extrem schwierig sind.“ Manche Situationen sind für Menschen so belastend, dass nur hilft, sie zu verändern oder zu verlassen. Resilienz hat Grenzen. „Aber sie hilft uns generell, belastungsfähiger zu sein, also mehr erleben zu können, und unser Leben auch positiver wahrzunehmen.“

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Eine der Fähigkeiten, die zu Resilienz gehören, ist beispielsweise, eine neue Situation akzeptieren zu können, wie sie ist – um dann in der Lage zu sein, uns auf sie einzulassen und sie positiv zu verändern. Diese Akzeptanz bekommen wir, indem wir die fünf Stadien der Trauer durchlaufen: Leugnung, Verhandeln, Wut, Traurigkeit, Akzeptanz. Viele Menschen seien gerade dabei zu trauern, also diese Schritte zu gehen – auch ohne das bewusst zu bemerken, sagt Muth.

In eine knallgelbe, saftige Zitrone beißen

„Trauer heißt ja immer, uns geht etwas verloren.“ So könne es sein, dass wir um liebgewonnenen Alltag trauern, der durch die Krise vorerst verloren gegangen ist. Um Gewohnheiten, von denen nicht klar ist, wann oder wie wir sie wiederbekommen. Um die Sicherheit, die die sie uns gegeben haben. Trauer zu verarbeiten, das brauche Zeit, sagt Muth. „Menschen springen auch zwischen den fünf Stufen hin und her. Es ist nicht ein Prozess, der glatt oder in einer bestimmten Reihenfolge durchläuft.“

Damit verbunden sei auch eine weitere Fähigkeit, die uns resilienter macht: Unsicherheit aushalten zu können. Für Menschen, die ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben, sei die aktuelle Situation viel schwieriger auszuhalten, sagt Muth. „Aber wenn unsere fernere Zukunft unsicher ist, können wir uns Sicherheit schaffen: Indem wir uns Näherliegendes vornehmen.“ Es helfe, den nächsten Tag zu planen oder die nächste Woche, sich Ziele zu setzen für einen begrenzten Zeitraum. „Damit es konkreter wird. Weil je konkreter es ist, desto mehr vermittelt es das Gefühl von Kontrolle über unser Leben.“

Auch Selbstdisziplin, also die Fähigkeit, langfristig am Ball zu bleiben, sei ein großer Faktor in der Resilienz. Dazu gehört auch, auf Erfolg warten zu können. „Dabei hilft uns zum Beispiel unsere Vorstellungskraft“, sagt Muth. Das sei wie, wenn wir uns vorstellen, in eine knallgelbe, saftige Zitrone zu beißen: Der Körper reagiert, als ob die Zitrone wirklich im Mund ist. Er produziert mehr Spucke.

„Und wenn ich mir jetzt vorstelle, wie schön das wird, wenn ich mein Ziel erreiche, löst auch das etwas in meinem Körper aus.“ Der Körper reagiere, als sei das Ziel tatsächlich bereits erreicht, und schütte Glückshormone aus. „Damit hol ich mir schon ein bisschen von der Belohnung vorweg.“ Muth sagt, sie selbst stelle sich zum Beispiel gern vor, wie schön die Umarmungen und die Partys werden, wenn das Kontaktverbot nicht mehr notwendig ist. „Mit allem, was dazugehört: Wen man dann treffen kann und wie nett die Gespräche werden. Und wie schön das ist auf der Tanzfläche.“

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