FC Bayern und Corona: Testzone Fußball

Die Profis des FC Bayern werden vorsorglich auf Corona getestet. Ist das moralisch vertretbar – wegen Systemrelevanz des Geschäfts?

Spieler vom FC Bayern jubeln gemeinsam nach einem Tor

Das Virus freut sich, denn Fußball ist Vollkontaktsport Foto: Tom Weller/dpa

Wenn sich der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes über das Sportnachrichtenmagazin Kicker an das Volk wendet, ist es ernst. Man wisse, wo die Prioritäten liegen, meinte Fritz Keller in der Montagsausgabe des sogenannten Fachblattes und kam ohne große Umschweife auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den Bundesligen zu sprechen.

Ein solcher ist nur ohne Stadionpublikum möglich, so weit ist alles klar. Er wäre aber auch nur möglich, wenn sich der Fußball in eine Art Testblase begeben würde. Nur wenn garantiert ist, dass kein Spieler coronapositiv ist, kann man Menschen aufein­ander loslassen, auf dass sie den Vollkontaktsport Fußball ausüben. Es muss also getestet werden. Keller sagt: „Es werden keine Testkapazitäten für Sportlerinnen und Sportler beansprucht, die an anderer Stelle fehlen würden.“

Hört sich fast vernünftig an, oder? Und irgendwie hat er ja auch recht, der gute Herr Keller. Wenn jede der 36 Bundesligamannschaften jeden Tag 50 Tests benötigt, bricht gewiss das Gesundheitssystem nicht zusammen.

Und doch ist es die Manifestation eines Dauerskandals, was da gerade passiert: das Festschreiben der Sonderrolle des Fußballs in der Gesellschaft. „Profifußballerinnen und -fußballern ebenso wie allen anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern soll es möglich sein“, so Keller, „ihrem Beruf nachzugehen – und damit ihre Unternehmen und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern.“

Wer kriegt schon einen Testtermin?

Viel geschmackloser geht es kaum. Noch immer werden nicht alle Beschäftigten im Pflegewesen regelmäßig getestet und von ganz vielen Menschen wird sowieso verlangt, dass sie ihrem Beruf nachgehen.

Aber den Verkäuferinnen oder Müllwerkern bietet keiner an, sich vorsorglich testen zu lassen. Und selbst wer Covid-19-Symptome an sich feststellt, tut sich bisweilen immer noch schwer, einen Testtermin zu erhalten.

Wer jetzt meint, so weit sei man noch nicht, noch sei doch gar nicht klar, wie der Einstieg in den Ausstieg des Fußball-Lockdowns organisiert wird, dem sei ein Interview mit Joshua Zirkzee, dem niederländischen Stürmertalent des FC Bayern, empfohlen. Da sagt der 18-Jährige dem niederländischen Sportportal VTBL, dass alle Spieler schon jetzt dreimal in der Woche getestet würden. Die Testblase ist längst etabliert. Möge sie mit einem großen Knall zerplatzen!

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