Verbot von Wochenmärkten wegen Corona: Mehr Markttage würden’s tun

Der linksalternative Bauernverband AbL kritisiert die Schließung von Wochenmärkten in Sachsen. Dabei würde eine Entzerrung ausreichen, so der Verband.

Eine Kiste mit Süßkartoffeln steht auf einem Wochenmarkt unter einem Schild mit der Aufschrift "Der erste deutsche Spargel". Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen hat Sachsen auch Wochenmärkte schließen lassen.

Hält Sachsen an der Schließung von Märkten fest, wird es auch mit dem Spargelverkauf schwierig Foto: dpa

BERLIN taz | Nach der Schließung aller Wochenmärkte in Sachsen hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland die Maßnahmen scharf kritisiert.

Die stellvertretende Landesvorsitzende Claudia Gerster nannte es „fachlichen Unsinn“ und forderte, die Anordnung sofort rückgängig zu machen. Wochenmärkte seien systemrelevant, da sie einen „wichtigen Beitrag zur Nahversorgung der Bevölkerung“ leisten. Als mögliche Schutzmaßnahmen vor Infektionen schlug die AbL vergrößerte Marktflächen für mehr Abstand sowie mehr Markttage in der Woche zur Verteilung der Besucherzahlen vor.

Der sächsische Innenminister hatte vergangenen Dienstag die Schließung aller Wochenmärkte im Freistaat verkündet. Begründet wurde dies damit, dass man die geforderten Abstände von mindestens 1,50 Meter nicht einhalten könne und dass die Märkte vor allem von älteren Menschen besucht werden. Dies sei eine Gruppe, die Schutz benötige. Aufgrund von Unklarheiten in der Direktive öffneten Märkte in Chemnitz und Dresden am Mittwoch dennoch und wurden später abrupt beendet.

Die meisten Wochenmärkte in Deutschland bleiben allerdings weiterhin geöffnet, mit neuen Abstands- und Hygieneregeln. Nur einzelne Städte, wie Melsungen in Nordhessen, setzten ihre Märkte ebenfalls aus.

Andrang auf Märkten hat sich abgeschwächt

Die Marktgilde veröffentlichte bereits neue Regeln, die dafür sorgen sollen, dass auf den Wochenmärkten Abstand gewahrt wird und die Menschen sich nicht zu lange auf dem Gelände aufhalten. So wurden alle Sitzmöglichkeiten und Tische verbannt.

Sebastian Stahl ist Leiter der Berliner Zweigniederlassung der Deutschen Marktgilde. Er beobachtet auf den Wochenmärkten weiterhin erhöhten Zulauf. Im Vergleich zur Woche davor, in der viele intensive Einkäufe getätigt wurden, habe sich der Andrang bereits deutlich abgeschwächt.

Kein Wochenmarktverbot in Berlin

Der Berliner Senat hat nicht vor, die Wochenmärkte wie in Sachsen zu schließen. Aber Stahl weiß: „Wie es morgen aussieht, ist ungewiss.“ Er wolle kein „Glaskugellesen“ betreiben. Die Entscheidung der sächsischen Landesregierung könne er nicht nachvollziehen. Auf dem Wochenmarkt sei man an der freien Luft und stehe nicht wie in Supermärkten dicht gedrängt an den Kassen Schlange.

Die Breite der an den Ständen angebotenen Waren habe sich aber schon verringert, im Moment seien es fast ausschließlich Lebensmittel. Jene Standbetreiber, die Waren wie zum Beispiel selbstgehäkelte Mützen anbieten, seien „natürlich hart getroffen“. Stahl versicherte, die betroffenen Händler würden jede Unterstützung erhalten, um die von der Bundesregierung beschlossenen Hilfsgelder für Selbstständige zu beantragen.

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