Coronakrise in Frankreich: Geleerte Straßen in Paris

Nur wer dringend notwendige Besorgungen machen muss, darf in Frankreich noch auf die Straße. Die Polizei soll ab jetzt Passanten kontrollieren.

Die Einkausstraße Champs-Elysée mit dem Triumphbogen im Hintergrund. Es fahren wenige Autos und Passanten tragen Mundschutz

Die letzten Stunden auf der Straße: Grundlose Spaziergänge sind ab jetzt verboten Foto: Michel Euler/AP

PARIS taz | Ab zwölf Uhr am Mittag sind in Frankreich die neuen Ausgangsbeschränkungen in Kraft getreten. Jetzt darf nur auf die Straße hinaus, wer unbedingt notwendige Lebensmittel oder Medikamente einkaufen, zum Arzt gehen oder einer betagten oder bedürftigen Person helfen muss. Dafür muss man bei einer Kontrolle eine handschriftlich ausgefüllte Bescheinigung vorweisen können. Wer nicht von zu Hause aus arbeiten kann – dafür gibt’s auf Französisch das Wort „télétravail“ –, muss jedoch weiterhin zur Arbeit, sofern das Büro, Geschäft oder Unternehmen geöffnet ist. Darum fahren auch weiterhin die Busse und die meisten Metrolinien.

Am Mittag leeren sich die Straßen von Paris fast schlagartig. Von den Kontrollen durch die vom Innenminister aufgebotenen 100.000 Beamten der Polizei und Gendarmerie ist im Pariser Quartier des 7. Arrondissements allerdings zunächst nichts zu bemerken.

Was auffällt und ein wenig schockiert, ist die große Zahl von Passanten, die eine Atemmaske tragen, wenn sie sich denn auf die Straße trauen – vor allem wenn man dabei bedenkt, dass Ärzte, Zahnärzte und Pfleger beklagen, dass sie keine Schutzmasken erhielten.

Eric Caumes vom Krankenhaus La Pitié-La Salpétrière empört sich über gewisse Landsleute: „Hört auf, in den Krankenhäusern Masken zu stehlen! Diese werden vom medizinischen Personal benötigt. Es geht dabei um euer Leben und das eurer Mitbürger“, warnte er im Fernsehen. Eine gute Nachricht gab es auch: Ein Kosmetikkonzern stellt statt Schönheitscrème kostenlos zwölf Tonnen Desinfektionsgel her.

Lange Schlangen vor Geschäften

Vor einem Postamt an der Rue Cler, unweit des Eiffelturms, stehen kurz vor Beginn der Ausgangssperre die Kunden in einer fast einhundert Meter langen Warteschlange mit dem vorgeschriebenen Abstand von mindestens einem Meter an. Nur drei Personen dürfen gleichzeitig das Amt betreten. Vor einer Apotheke an der Avenue La Motte-Piquet warten die Menschen geduldig und oft mit einem ärztlichen Rezept in der Hand darauf, an die Reihe zu kommen. Die Apothekerin trägt jetzt erstmals eine Schutzmaske – so wie auch die Verkäuferin in der Bäckerei.

Im Supermarkt Franprix hat sich das Personal ebenfalls mit Masken ausgerüstet. Wie schon seit Tagen kaufen die Leute so viel haltbare Esswaren, Hygieneartikel und Sixpacks Mineralwasser, wie sie nur tragen können. Dabei ist die Nachschublieferung am Morgen ganz wie üblich angekommen.

Der Kontrast zu den Bildern vom Wochenende ist mehr als deutlich. Am Sonntag gingen die Französinnen und Franzosen wählen, sie beachteten dabei diszipliniert die Sicherheitsvorkehrungen.

Dass Präsident Emmanuel Macron bei seiner Fernsehansprache vom Montag von einem „Krieg“ mit einem unsichtbaren Feind gesprochen hatte, den es zu gewinnen gelte, hat nicht unbedingt die Angst vor dem Virus besänftigen können. Noch am Dienstag versuchten viele Hauptstadtbewohner, oft in krasser Missachtung der Vorsichtsregeln, im Bahnhof Montparnasse einen Zug in die Provinz zu besteigen.

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