Vater zu Regeln für Heim-Unterricht: „Video-Chats sind Eingriff in Privatsphäre“

Eine Hamburger Schule forderte, während der Coronakrise Skype-Accounts für die Kinder anzulegen. Maik Findeisen schaltete Datenschutzbeauftragten ein.

Frau steht an einem Laptop im Wohnzimmer

Wie wohnt der Lehrer, wie der Schüler? Video-Chats geben Einblick in die häusliche Umgebung Foto: Imago

taz: Herr Findeisen, warum haben Sie sich als Vater an den Hamburgischen Datenschutzbeauftragten gewandt?

Maik Findeisen: Wir sind eine Gruppe von Eltern, die engagiert und gut befreundet sind. Seitdem die Schulen wegen der Corona-Pandemie zu sind und der Schulsenator sagt, dass der Unterricht zu Hause weiterlaufen soll, sind die Lehrer immens bemüht, aber es ist alles „old school“. Die Schüler bekommen eine Flut von Mails mit Aufgaben und Aufträgen.

Ist das ein Datenschutz-Thema?

Na, schon. In einer größeren Schule hat der Schulleiter die Eltern aufgefordert, einen eigenen Account bei Skype einzurichten. Ab dieser Woche sollten die Schüler per Skype regelmäßig am Unterricht teilnehmen. Da haben wir uns, um Rechtsklarheit für alle Beteiligten zu bekommen, an den Datenschutzbeauftragten gewandt. Weil bei Skype Ton und Bild aus der Privatsphäre sowohl der Eltern und Schüler als auch der Lehrer übertragen wird. Wir hatten im Netz Stellungnahmen der Datenschützer von Bayern und Baden-Württemberg gefunden, wonach dies nicht zulässig sei.

Was war das Ergebnis der Eingabe?

Wir führten zwei Telefonate mit fachlich Verantwortlichen und mit der Pressestelle und erhielten dann letztlich als Antwort eine Stellungnahme. Und aus der geht hervor, dass zwar das zurzeit überlastete städtische Portal Eduport eine datenschutzkonforme Kommunikation zwischen Lehrkräften und „perspektisch“ auch mit Schülern ermöglicht, dass dies bei anderen Services aber nicht mit Sicherheit gesagt werden kann und er das kritisch sehe. Auch könne man Material per Post zuschicken.

Und in Bezug auf Skype?

Die Schule hat das Angebot eingestellt, nachdem ein Mitarbeiter des Hamburgischen Datenschutzbeauftragen mit dem Datenschutzbeauftragten der Schulbehörde Kontakt aufnahm und der mit der Schulleitung sprach.

Maik Findeisen, 58, ist Vater zweier Schulkinder, Gesundheitsreferent und war 2017 Mitinitiator der Volksinitiative „Gute Inklusion“

Sind Sie prinzipiell gegen solche Video-Chats? Die könnten doch ganz hilfreich sein.

Nicht grundsätzlich, aber wir brauchen im Vorwege einen Dialog über die Regeln dafür. Denn das ist doch schon ein gewaltiger Einblick in die Privatsphäre sowohl der Familien als auch der Lehrer. Ist gerade aufgeräumt? Hat man Haus mit Garten oder nur eine kleine Wohnung? Und hat überhaupt jeder zu Hause eine schnelle, stabile Internetleitung und einen Laptop dafür? Gibt es Chancengleichheit? Das muss vorher geklärt sein.

Hinweis der Redaktion: Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte wies am Donnerstag in einer Pressemitteilung darauf hin, dass er die Nutzung von Skype oder anderen Messenger-Diensten für den Unterricht nicht untersagt hat. Er setze auf Überzeugungsarbeit statt auf Verbote. Am Freitag hat seine Behörde Hinweise zu alternativen Kommunikationswegen im Rahmen einer Aufklärungskampagne zum Thema Corona und Datenschutz veröffentlicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.