Gesetz zum Kohleausstieg: Tempolimit für den Klimaschutz

Das Motto der deutschen Klimapolitik: Kommste heut nicht, kommste morgen. Dabei müsste vor allem gelten: Tempo!

Eine Wolke steigt aus dem Uniper-Kraftwerk Datteln 4.

Darf trotz Kohleausstieg ans Netz gehen: Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in NRW Foto: Fabian Strauch/dpa

Manchmal zeigt sich das große Ganze in einem kleinen Detail. Beim Gesetz zum Kohleausstieg, das die Regierung jetzt endlich beschlossen hat, ist das die Kleinigkeit von 10 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Die sollten eigentlich beim Abschalten der Kraftwerke 2025 zusätzlich zum vereinbarten Reduktionspfad eingespart werden. Darauf hatte sich die Kohlekommission vor einem Jahr nach langem Hin und Her geeinigt. Jetzt heißt es im Gesetz: Tja, tut uns leid. Kommt erst mal doch nicht.

Da zeigt sich das ganze Elend der deutschen Klimapolitik: Kommste heute nicht, kommste morgen. Besser noch: übermorgen. Dabei gibt es im Klimaschutz vor allem ein Gebot: Tempo, Tempo, Tempo! Jede Tonne CO2, die noch ein weiteres Jahr ausgestoßen wird, ist bereits zu viel. Was wir heute nicht vermeiden, vergrößert das Pro­blem in der Zukunft.

Machen wir einen Schritt zurück: Die Kohlekommission war ein großer Erfolg. Dass sich so ziemlich alle Interessengruppen an einen Tisch setzen, zu einem Kompromiss kommen und sehr viel Geld auf den Tisch legen, wird weltweit bewundert. Zwar ist die hohe Rechnung für teilweise abgeschriebene Kraftwerke ein Ärgernis, das das falsche Signal in die Welt sendet, Kohleausstieg gehe nur in den reichen Ländern. Aber insgesamt tat der Kompromiss allen etwa gleich weh.

Doch nun weicht die Regierung diesen Kompromiss auf. Alle anderen Beteiligten werden großzügig bedient: Die Unternehmen bekommen Rechtssicherheit plus Milliardenprämien, die Länder Milliarden an Strukturhilfen, die Beschäftigten Vorruhestandsregelungen, von denen etwa ihre Kollegen in der Windbranche nur träumen können.

Nur den Klimaschutz, bei dem Eile lebensnotwendig ist, lässt die Regierung gemächlich angehen. Es zeigt sich wieder einmal, dass in dieser Großen Koalition keine wirkliche Kraft da ist, die echten Klimaschutz will. Statt auf die Tube zu drücken, gibt es ausgerechnet hier, was sonst völlig undenkbar ist: ein Tempolimit.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.