Abschiedsparty für ein Skelett: Ein Dino zieht um

Das T-rex-Skelett namens Tristan Otto ist der Star des Naturkundemuseums. Am Wochenende feiert der Dino Abschied aus Berlin – aber nicht für immer.

Kommt ab Montag Knochen für Knochen in Kisten: T-rex Tristan Otto Foto: Carola Radke

In einem Land vor unserer Zeit gab es echte Dinosaurier. Einer von ihnen war Tristan Otto, ein Tyrannosaurus rex. Sein Skelett zieht nach fünf Jahren im Berliner Naturkundemuseum ab diesem Montag nach Kopenhagen um.

Eigentlich kommt der Dino aus Amerika: Tristans Überreste wurden 2010 im US-Bundesstaat Montana entdeckt, zwei Jahre später war alles vollständig ausgegraben. Der Fund gilt als eines der am vollständigsten erhaltenen Skelette weltweit.

Der private Sammler Niels Nielsen erwarb das Fossil zusammen mit einem Freund, Jens Peter Jensen. Sie benannten das T-rex-Skelett nach ihren Söhnen Tristan und Otto. Damit es der Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ist das Skelett seit 2015 eine Leihgabe an das Berliner Naturkunde­museum.

Rund drei Millionen BesucherInnen lockte der Dino in den vergangenen vier Jahren in das beliebte Berliner Museum. Laut Gesine Steiner, Sprecherin des Naturkundemuseums, haben nicht nur Kinder und „Dinosaurier-Freaks“ Tristan Otto besucht, sondern auch viele junge Erwachsene.

Selfie-Liebling

Der fossile Dino ist Selfie-Liebling der Touristen, aber er erfülle auch einen wichtigen Zweck. „Tristan ist ein Botschafter“, sagt Steiner. Natürlich sei das 12 Meter lange Skelett ein Eyecatcher, aber die Menschen würden durch den T-rex auch andere Ausstellungsstücke sehen, neues Wissen erfahren und einen Zugang zur Natur bekommen. „Und vielleicht übernehmen sie so auch zukünftig mehr Verantwortung für die Natur“, sagt Steiner. Schließlich sei der Dino ein Beispiel dafür, wie eine dominante Tiergruppe ausgelöscht werden konnte. Und auch uns Menschen könnte, in Zeiten des Klimawandels, ein Massenaussterben bevorstehen.

Die Abschiedsfeier Am Samstag und Sonntag feiert das T-rex-Skelett Tristan Otto seinen Abschied im Naturkundemuseum in der Invalidenstraße 43 in Mitte nahe dem Hauptbahnhof.

Freier Eintritt und Aktionen BesucherInnen haben an diesen zwei Tagen freien Eintritt zum Museum. In der Ausstellung beantworten LivespeakerInnen Fragen zum T-rex. Auch Kinderschminken im Dinosaurier-Look, ein Wissenstest und eine Dokumentation zu Tristan Ottos ersten Wochen in Berlin gehören zum Programm. (taz)

Der T-rex war der größte an Land lebende Fleischfresser. Tristans Fossil wird heute auf ein Alter von über 66 Millionen Jahre geschätzt. Zu Lebzeiten, in der Oberkreidezeit, dürfte er circa 20 Jahre alt geworden sein.

Ab Montag beginnt Tristans Abbau – mit großer Vorsicht, denn schon der kleinste Druck könnte die Millionen Jahre alten Fossilien gefährden. Zwei Wochen dauert es deshalb, den circa 4 Meter hohen Dino für den Umzug vorzubereiten. Tristan soll Knochen für Knochen auseinandergenommen und in spezielle, mit Schaumstoff gepolsterte Kisten verpackt werden. Der Kopf wird als Ganzes verstaut. Angefangen wird mit dem Podest, auf dem der fossile T-rex steht. Dann wird nach und nach der Dino zerlegt, und auch das Metallgerüst um ihn herum kommt in die Kisten. Mit einem Spezialtransport wird dann alles per Lkw nach Kopenhagen gefahren. Für ein Jahr findet Tristan Otto im dortigen Naturkundemuseum ein neues Zuhause.

Das T-rex-Skelett besteht aus 300 Teilen, 170 davon sind originale Knochen. Besonders der Kopf des Dinos ist mit 50 fossilen Teilen fast vollständig erhalten und ein einmaliger Fund dieser Art. Das Naturkundemuseum zeigte den originalen Schädel separat. Für das groß aufgebaute Skelett wurde ein Nachbau des Kopfs montiert, zum einen, um den guten Erhaltungszustand zu schützen, zum anderen, um die Stabilität zu gewährleisten. „Der Kopf ist sehr wertvoll, es wäre zu riskant gewesen, ihn am gesamten Skelett zu befestigen“, sagt Steiner. Der nachgebaute Schädel wiegt 60 Kilo, der originale das Dreifache.

Abschiedsfest

Tristan Otto wird im Mittelpunkt der dänischen Ausstellung „König der Dinosaurier“ stehen, die am 2. April eröffnet. Sie behandelt die Entwicklung verschiedener Dinosaurier­arten, auch auf die Frage hin, wie sie bessere Jäger geworden sind.

2021 kommt der Dino Tristan Otto dann nach Berlin zurück. Während seiner Abwesenheit wird sein Raum im Berliner Naturkundemuseum wegen Umbauarbeiten leer bleiben. Langfristig soll das T-rex-Fossil auf den neu geplanten Wissenschaftscampus ziehen, der in den nächsten zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität in der Invalidenstraße entstehen soll. Mehr zum Bau oder ob Tristan Otto in der Zeit noch einmal gezeigt werde, kann das Naturkundemuseum derzeit noch nicht ­sagen.

Für alle, die den T-rex vorm Umzug noch einmal sehen wollen: An diesem Wochenende feiert er eine Abschiedsfeier mit freiem Eintritt. Bis bald, Tristan Otto.

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