Neue Sitzbänke der BVG: „Nicht sehr menschenfreundlich“

Die umgebauten Sitzbänke an Haltestellen haben dicke Metallbügel. Sollen dadurch Obdachlose verdrängt werden?

Eine Sitzbank aus Metall an einer Haltestelle, zwischen den Plätzen sind Metallbügel. Dahinter parkt eine gelbe Tram

Kaltes Metall und Bügel: Eher abschreckend, als einladend Foto: taz

BERLIN taz | Die Sitzbank ist vieles: Sehnsuchtsort für schmerzende Füße, Treffpunkt für Gespräche, ein Ort zum Warten auf Bus und Bahn. Für Menschen, die auf der Straße leben, ist sie aber vor allem Rast- und Schlafplatz. Doch das änderte sich an einigen Haltestellen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe haben unter anderem am Alexanderplatz neue Bänke installiert, die in etwa so bequem sind wie die Teilnahme an einer Yogastunde mit einem Kreuzbandriss. Es handelt sich um eine glatte Metallfläche mit zwei dicken Bügeln zwischen drei Sitzplätzen. Weitere dieser Bänke sind geplant.

Twitter-NutzerInnen kritisieren deshalb, dass die Sitzbänke Obdachlose verdrängen sollen. Auch die Linke vermutet, in einer kleinen Anfrage, diesen Zweck der Umbaumaßnahmen. Die BVG weist das von sich und behauptet, ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen könnten dank der Bügel besser aufstehen.

An der Tram-Haltestelle Alexanderplatz/Dircksenstraße prallen am Dienstagmittag zwei Modelle aufeinander. Auf der einen Seite befinden sich die üblichen Holzbänke – genau gegenüber die polarisierenden Metallmodelle. Eine alte Dame sitzt auf der Kante der Metallbank. „Von dem kalten Material bekommt man ja eine Blasenentzündung“, sagt sie. Ob sie denn besser aufstehen könne? Sie testet es prompt und rutscht an dem nach oben leicht spitz zulaufenden Bügel ab. „Das bringt gar nichts“, sagt sie verärgert und schüttelt den Kopf. Durch die Schräge könne sie sich nicht richtig abstützen.

Weder Rast- noch Schlafplatz

Um die Ecke sitzt Hakim, 36, in einem Hinterausgang auf seinem Schlafsack. Die neuen Bänke habe er schon gesehen. „Das ist 'ne Sauerei“, sagt er. Schlafen würde er an dieser Haltestelle eh nicht, es sei ihm zu unsicher und laut. Aber selbst wenn man wollte, hinlegen könnte man sich dort nicht mehr, geschweige denn ausruhen. „Die sollen Menschen vertreiben, ganz klar“, ist seine Meinung dazu.

Zurück an der Haltestelle hat ein Mann am Rand der Bank Platz genommen. Er beäugt die zwei Bügel in der Mitte. Er sei ein wenig dicker, sagt er. „In die Mitte würde ich eh nicht reinpassen, das drückt dann.“

Auf die kleine Anfrage der Linken antwortet die BVG, man wolle das Liegen auf den Bänken nicht verhindern. Aber auch: Jeder der liegt, nimmt anderen Fahrgästen Sitzplätze weg. Die Vorteile der Bänke seien: Sie sind nicht so leicht kaputtzumachen und dank der Bügel hätte jeder das Gefühl, seinen eigenen Platz zu haben. Die Metallbügel, die an diesem Mittag weder Nutzen noch Freiraum bieten, sprechen eine andere Sprache. Zwar kann niemand auf den Schoß des anderen rutschen, aber, so fasst es die ältere Dame zusammen, die Bänke seien „nicht sehr menschenfreundlich“.

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