Kein Ende der Buschbrände in Australien: Eine neue Hitzewelle droht

Die Regierung will erschöpfte Feuerwehren mit Hilfe des Militärs entlasten. Sie leugnet weiter den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Bränden.

Gemälde zeigt Mann in Hawaii-Hemd und Cocktail in der Hand

Ein Wandgemälde in Sydney nimmt den Premier und Klimawandelleugner Scott Morrison aufs Korn Foto: Steven Saphore/AAP/dpa

SYDNEY taz | Australiens Regierung will die Armee verstärkt beim Kampf gegen die verheerenden Waldbrände einsetzen. Das gab Verteidigungsministerin Linda Reynolds am Freitag bekannt. Verbindungsoffiziere der australischen Streitkräfte sollen künftig in den Einsatzzentralen der Feuerwehren sitzen und bei der Koordination der Brandeinsätze helfen. Dadurch würden „mehr Feuerwehrleute frei für ihre eigentlichen, spezialisierten Aufgaben in der Brandbekämpfung“, so die Ministerin.

Ihre Ankündigung folgt wachsender Kritik, die Bundesregierung würde die Gliedstaaten zu wenig bei der Bekämpfung der Buschbrände unterstützen. Die haben seit September bereits acht Menschenleben gefordert. Mindestens 1.000 Gebäude, darunter über 800 Wohnhäuser, sind Opfer der Flammen geworden. Die Brandbekämpfung ist primär eine Aufgabe der Gliedstaaten.

Am Freitagnachmittag brannten im bevölkerungsreichen Bundesstaat New South Wales noch knapp hundert Feuer. Nach einer leichten Abkühlung in den letzten Tagen erwarten die Behörden für kommende Woche eine deutliche Verschärfung der Situation.

Bei Tagestemperaturen von bis zu 45 Grad könnten mehrere Großfeuer außer Kontrolle geraten, so die Warnung. Tausende Freiwillige sind zum Teil schon seit Wochen im Einsatz. Jetzt soll jetzt geprüft werden, ob sie zumindest ihre Kosten erstattet oder gar eine geringe Entschädigung für verlorene Einkünfte bekommen könnten.

Feuer gefährden Koala-Bären

Der Bedarf an Einsatzkräften ist groß. Zeitweise werden die Freiwilligen von Feuerwehrleuten aus den USA, Kanada und Neuseeland unterstützt. Millionen von Nutz- und Wildtieren sind in den letzten Wochen in den Flammen umgekommen. Ersten Schätzungen zufolge sollen rund 30 Prozent der Koala-Population nördlich von Sydney vernichtet worden sein.

Eine jahrelange Trockenperiode, die laut Wissenschaftlern durch den Klimawandel verstärkt wurde, hat zu einer deutlichen Zunahme der Brandgefahr in weiten Teilen des Landes geführt.

Dem konservativen Premierminister Scott Morrison wird erneut vorgeworfen, den Ernst der Lage falsch einzuschätzen. Am Donnerstag war er an einem Strand von Sydney beim Baden fotografiert worden – nur Tage nach seinem Familienurlaub auf Hawaii, aus dem er auf öffentlichen Druck einen Tag früher als geplant heimgekehrt war.

Laut Recherchen des Guardian wurde Morrisons Regierung kurz nach ihrer Wiederwahl im Mai vom Innenministerium gewarnt, dass Australien häufigeren und schwereren Hitzewellen und Buschfeuern ausgesetzt sei und „die Lebensgrundlagen auf dem Kontinent ohne wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel beeinträchtigt“ würden.

Mehr Naturkatastrophen werden erwartet

„Die physischen Auswirkungen des Klimawandels, das Bevölkerungswachstum und die Verstädterung bedeuten, dass in Zukunft ohne wirksame Maßnahmen die Lebensgrundlagen von mehr Australiern durch Katastrophen beeinträchtigt werden“, so das Papier.

Das Ministerium mahnte, es seien „koordinierte nationale Maßnahmen erforderlich, um die Bemühungen zur Verringerung dieser Risiken und zur Verbesserung der nationalen Widerstandsfähigkeit voranzutreiben“.

Der von Canberra widerwillig freigegebene Bericht kommt zum Schluss, das Leben in Australien werde „zunehmend durch Katastrophen gestört“. Häufigere und stärkere Hitzewellen, Buschfeuer, Überschwemmungen und Zyklone – „diese werden zunehmend gleichzeitig auftreten.“ Die Folgekosten würden „weiter steigen“.

Die Enthüllungen kommen nur Tage, nachdem Morrison jede Änderung der Klimapolitik als Reaktion auf die Buschfeuerkrise ausgeschlossen hatte. Australien ist einer der weltgrößten Kohleexporteure. 2018 verkaufte das Land rund 200 Millionen Tonnen des fossilen Brennstoffs im Gesamtwert von umgerechnet 38 Milliarden Euro – vor allem nach China und Indien.

Klimawissenschaftler fordern seit Jahren ein möglichst schnelles Ende des Abbaus von Kohle, die maßgeblich für klimaschädigende Emissionen verantwortlich sei. Wegen der eigenen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bei der Stromerzeugung zählt Australien pro Kopf zu den höchsten Emittenten unter den Industrieländern. Etwa 60 Prozent der landesweit produzierten Elektrizität stammen aus Kohle.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.