Interimstrainer beim FC Arsenal: Logische Zwischenlösung

Mit Freddie Ljungberg zeigt sich der FC Arsenal in frischem Gewand. Ob er sich langfristig beweisen darf, bleibt offen.

Neuer Trainer Ljungberg in Trainingsanzug bei seinem ersten Ligaspiel

Lässige Eleganz braucht keinen Anzug: Freddie Ljungberg in seinem ersten Ligaspiel als Trainer Foto: reuters

Die Jahre, die man zurückspulen muss, um einem gänzlich sorgenfreien FC Arsenal zu begegnen, lassen sich nicht mehr an einer Hand abzählen. Für eine frische Brise nach einem rekordverdächtigen Fehlstart in die Saison soll jetzt Freddie Ljungberg sorgen, der zunächst als Übergangslösung auf der Trainerbank sitzt.

Nach dem Aus des Vorgängers Unai Emery hat sich die schwedische Klub-Legende an die Seitenlinie gearbeitet und leitet nun, vollständig bekleidet, interimsweise eine Mannschaft, bei der man nicht weiß, wer sie eigentlich sein will.

Ljungberg, den man offenbar nicht zufällig als Trainer der U23 installierte, scheint die logische Zwischenlösung auf den scheidenden Spanier, von dem man laut Spieleraussagen zuletzt nur noch wenig Autorität vernahm. Von Sprachbarrieren und insgesamt kommunikationsarmer Arbeit ist die Rede. So war es keine Überraschung, dass der Trainer selbst fast erleichtert wirkte, als man der Öffentlichkeit die Entscheidung mitteilte.

Rührendes Führungsduo

Ljungberg hingegen kann sich guten Gewissens in den Arbeitsnachweis schreiben, mindestens drei der aus der U23 nachgerückten Spieler, Emile Rowe-Smith, Joe Willock und Saka, zu ihrem Sprung in den Profifußball verholfen zu haben.

Näher an Team und am Nachwuchs, der so wichtig für die Nordlondoner Mannschaft ist, kann das nostalgisch rührende Übergangsduo aus Ljungberg und Per Mertesacker kaum sein.

Nach nun 14 Spieltagen und einem zugegeben reibungslosen Trainerwechsel zeigen sich die Gunners, galant formuliert, ernüchtert mit ihrem schlechtesten Saisonstart seit 44 Jahren. Die erhoffte Zündung unter neuer Führung war am letzten Wochenende noch nicht spürbar. Gegen die Aufsteiger von Norwich City gelang den Londonern nicht mehr als ein glückliches 2:2.

Noch in der Sommerpause hat sich der katastrophenerprobte Arsenal-Fan zu Jubelmomenten hinreißen lassen, mit Blick auf die vergleichsweise staubige Transferphase der Konkurrenten. Säckeweise lud man die Qualitätstransfers im Londoner Stadtteil Islington ab und euphorisierte gleichermaßen Anhänger und Vereinsführung.

Auf der Suche nach einer DNA

Mit dem Start in die neue Saison hofften auch routinierte Spieler wie Mesut Özil oder der unter Fans umstrittene Shkodran Mustafi auf Einsätze in der Startelf. Ebenso auf die Rückkehr von Héctor Bellerín warteten Fans und Mannschaft nach längerer Verletzungspause – mit Erfolg.

Auf Ljungberg lastet nun die irre Aufgabe, einem Klub seine DNA zurückzugeben, die mit Arsène Wenger verschwand. Als legendärer Spieler geliebt und als Nachwuchstrainer gelobt, bringt er alle Zutaten für einen Neustart unter dynamischer Führung mit.

Ob er das Vertrauen bekommt, an brüchigen Stellen zu reparieren, lässt sich noch nicht sagen. Aktuell sucht der FC Arsenal eher nach einer prominenten Dauerlösung, um sein Image im Weltfußball zu rehabilitieren.

Wenn es nach Paul Scholes, der Legendenstatus beim Rivalen Manchester United besitzt, ginge, solle sich der neue Trainer besser zugeknöpft in Anzug an der Seitenlinie zeigen. Der ehemalige Fußballprofi kritisierte Ljungberg für sein lässiges Auftreten im Trainingsanzug und ließ fast persönlich beleidigt verlauten, man solle seinen Stolz, diese Top-Mannschaft leiten zu dürfen, bitte mit angemessener Kleiderwahl unterstreichen. Scholes, der seinen ersten Trainerposten beim Viertligisten Oldham Athletic im März nach nur 31 Tagen aufgab, debütierte damals in einem dunklen Pullover mit Reißverschluss.

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