Nordkoreanische Raktentests: Erneute Provokation

Am Sonntag hat Pjönjang nach eigenen Angaben wieder einen Raketentest durchgeführt. Es ist ein klares Zeichen für einen Politikwechsel.

Reisenden am Bahnhof von Seoul in Südkorea. Im Fernsehen wird über den Raketentest im Nachbarstaat Nordkorea berichtet.

Besorgnis am Bahnhof von Seoul: Im TV wird vom Raketentest im Nachbarland berichtet Foto: ap

PEKING taz | Die internationale Gemeinschaft scheint bereits ermüdet ob der ständigen Provokationen Nordkoreas: Am Sonntagmorgen vermeldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA zum wiederholten einen „erfolgreichen“ Raketentest „von großer Bedeutung“. Besonders prekär: Der Waffentest wurde ausgerechnet vom Militärstützpunkt Sohae durchgeführt, den das Kim-Regime bereits zu schließen versprach. Die Ergebnisse des jüngsten Tests würden zudem einen großen Einfluss auf die „strategische Position“ Nordkoreas haben.

Damit spielt KCNA auf eine Frist bis Jahresende an, die das nordkoreanische Regime infolge der gescheiterten Denuklearisierungsverhandlungen der US-Regierung gesetzt hat. Bereits am Samstag erklärte Nordkoreas UNO-Botschafter Kim Song, dass eine nukleare Abrüstung derzeit nicht mehr zur Verhandlung stünde. Ebenfalls gebe es derzeit keine Notwendigkeit weiterer Gesprächen mit den USA. Der letzte Gipfel zwischen Trump und Kim in Hanoi ist jedoch auf ganzer Linie gescheitert.

Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Nordkorea „einen anderen Weg einschlagen“ werde, wie Machthaber Kim Jong Un zuvor angedroht hatte. Wie dieser aussehen könnte, wird von jüngsten Satellitenfotos von ebenjener Militäranlage Sohae unterstrichen: Demnach seien dort Vorbereitungen für mögliche Interkontinentalraketen zu vernehmen. Diese werden von US-Präsident Donald Trump als besonders provokativ gewertet, weil sie das amerikanische Festland erreichen können.

Seoul schweigt zum Vorfall

Normalerweise gibt der südkoreanische Generalstabschef bei nordkoreanischen Raketentests umgehend eine erste Einschätzung bekannt. Diesmal jedoch hielt sich das Militär in Seoul auffällig bedeckt. Es gebe derzeit keine Hinweise, dass etwas abgefeuert worden sei. Experten gehen daher davon aus, dass Nordkorea lediglich einen Antrieb für Langstreckenanlagen getestet hat. Die Verschwiegenheit Seouls ist auch ein Ausdruck der Enttäuschung, schließlich droht die Vision des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In einer Annäherung mit dem Norden endgültig zu scheitern.

Pjöngjang spielt auf Zeit: Die nordkoreanischen Parteikader wissen genau, dass der US-Präsident angesichts bevorstehender Wahlen unbedingt einen außenpolitischen Erfolg braucht. Derzeit jedoch scheint am wahrscheinlichsten, dass sich der Konflikt erneut auf den Status quo von 2017 zurückzuentwickeln droht – mit militärischem Säbelrasseln Nordkoreas und einem rigiden Sanktionskurs der USA.

Wie gefährlich die Eskalationsspirale enden kann, hat Trump wiederholt deutlich gemacht: Der US-Präsident schließt einen militärischen Angriff gegen den Atomstaat Nordkorea keinesfalls aus. Eine Schlüsselrolle kommt dabei China zu, schließlich ist die atomare Aufrüstung Nordkoreas absolut gegen Pekings Interessen. Doch letztlich wird die Volksrepublik – als de facto einziger wichtiger Partner – Pjöngjang wirtschaftlich am Leben halten, um die Stabilität in der Region zu gewährleisten.

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