Handball-Bundestrainer über Frauen-WM: „Wir sollten zufrieden sein“

Handball-Bundestrainer Henk Groener zu den Erfolgen der deutschen Frauen bei der WM in Japan und über den nächsten Gegner Südkorea.

Zwei Frauen, ein Mann

Henk Groener und Spielerinnen jubeln Foto: Marco Wolf/imago

taz: Herr Groener, bislang trugen Sie bei dieser WM einen Drei-Tage-Bart, nun ist er weg. Hat das etwas mit der 25:27-Niederlage gegen Weltmeister Frankreich zu tun?

Henk Groener: Ja, es war ein WM-Bart. Wenn es richtig gut gelaufen wäre, hätte daraus ein Weihnachtsbart werden können. Wobei: Von mir aus darf er jetzt gerne bis zum Finale wieder wachsen.

Ihre Mannschaft hat in einer schweren Vorrunden­gruppe vorzeitig die Haupt­runde erreicht. Grund für ein positives Zwischenfazit?

Ich kann nur sagen, dass wir alle sehr zufrieden sein sollten. Wir haben nur ein Spiel verloren, knapp gegen Frankreich, und dabei haben wir nicht mal sehr gut gespielt, sondern nur sehr gut gekämpft. Wir spielen in dieser harten Gruppe gegen Südkorea um den Gruppensieg. Das sagt vieles aus.

Bei Ihrem ersten Turnier als Bundestrainer wurde Deutschland vor einem Jahr bei der Europameisterschaft Zehnter. Ist das Team jetzt aus Ihrer Sicht weiter?

Auf jeden Fall, ja. Wir sind athletisch weiter und vor allem mental. Wir hatten hier schon Spiele und Situationen, in denen wir unter Druck standen, der spürbar war. Wir haben ihm standgehalten. Vor einem Jahr hatte die ­Mannschaft noch Schwierigkeiten, mit Drucksituationen umzugehen.

Im Spiel gegen Frankreich zeigte Emily Bölk eine herausragende Leistung. Haben Sie dieses große Talent schon einmal besser gesehen?

Emily hat einen unheimlich klaren Kopf und ist durch ihre körperlichen Fähigkeiten mit einem sehr großen Talent ausgestattet. Sie arbeitet sehr konzentriert an sich, ist in jedem Training zu 100 Prozent da. Das Spiel gegen Frankreich war sicher ihr bestes unter meinen Fittichen, das war komplett stark, im Angriff und in der Abwehr. Von mir aus kann sie bei der WM aber ruhig noch bessere Matches folgen lassen.

Jahrgang 1960, Niederländer, ist seit Januar 2018 Trainer des deutschen Frauenteams.

Heute (11 Uhr MEZ) spielen Sie gegen Südkorea. Die Punkte werden Punkte in die Hauptrunde mitgenommen. Sie wollen also auch hier gewinnen, aber die Asiatinnen pflegen einen anderen Spielstil als die Teams aus Europa.

Das stimmt, ihr Spiel ist gewöhnungsbedürftig. Aber ich kann sagen, dass unsere Mannschaft zu 100 Prozent fokussiert und vorbereitet sein wird. Dann wird man sehen, wie sich die Südkoreanerinnen gegen uns durchsetzen können.

Bei den Spielen in Japan fällt auf, wie ruhig Sie am Spielfeldrand agieren. Halten Sie sich bewusst zurück?

Ich bin eher ein ruhiger Typ, auch im privaten Bereich. Es geht am Spielfeldrand aber zudem darum, dass ich mich selbst kontrolliere. Wenn ich emotional wäre, hätte ich eine gestörte Wahrnehmung und könnte keine guten Entscheidungen treffen. Deshalb ruhe ich in mir, denn ich muss in der Lage sein zu erkennen, was die Mannschaft braucht.

Das klingt nach bewusstem Handeln.

Es ist im Grunde ganz einfach. Man kann nur andere coachen, wenn man sich selbst coachen kann. Wir haben hier in Japan noch viel vor, da muss auch ich eine Topleistung zeigen. Nicht nur die Mädels.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.