Antisemitismus im Elsass: Jüdische Gräber geschändet

Als Reaktion richtet Frankreichs Regierung bei der Gendarmerie eine Dienststelle ein. Die soll nun bei aus Hass motivierten Straftaten ermitteln.

Gräber mit Hakenkreuzen

Auf 107 Grabsteine in Westhoffen haben Unbekannte Hakenkreuze geschmiert Foto: Jean-Francois Badias/ap

PARIS taz | Die Nachrichten über antisemitische Friedhofschändungen wiederholen sich in Frankreich. Nun ist erneut das Elsass betroffen, wo seit jeher eine große jüdische Gemeinde lebt. Vermutlich in der Nacht auf den Dienstag wurden in Westhoffen westlich von Straßburg mehr als hundert Gräber mit Hakenkreuzen beschmiert, wie die Präfektur Bas-Rhin am Dienstag bekanntgegeben hatte.

Bekannt hat sich dazu bisher niemand. Doch die auf die Grabsteine gesprayten Hakenkreuzschmierereien können als Unterschrift betrachtet werden. Auch in der Gemeinde Schaffhouse-sur-Zorn waren antisemitische Graffiti entdeckt worden.

Am 1. November hatten zudem Unbekannte vor der Jura-Fakultät der Uni Straßburg „NSDAP“ aus Sympathie für die Hitler-Bewegung und „WPWW“ (angeblich für den Rassistenslogan „White pride world wide“) gesprayt. Die Spur der Täterschaft führt in rechtsextreme Neonazi-Kreise.

Gegen Hassverbrechen wie diese will die französische Regierung nun verstärkt vorgehen. Es werde eine nationale Dienststelle bei der Gendarmerie eingerichtet, die sich mit der Ermittlung von Straftaten befasst, die durch Hass motiviert sind, teilte Innenminister Christophe Castaner am Mittwoch mit.

Innenminister Cataner besucht betroffenen Ort

Das Amt werde sich um antisemitische sowie gegen Christen und Muslime gerichtete Taten kümmern, erklärte Castaner bei dem Besuch in Westhoffen. Laut einer Statistik hatten im Jahr 2018 die antisemitischen Vorfälle in ganz Frankreich um mehr als 70 Prozent zugenommen.

Die Empörung ist einhellig. Der Vorsitzende des Israelitischen Konsistoriums des französischen Niederrhein-Departements, Maurice Dahan, kommentierte nach den jüngsten Taten in Westhoffen: „Das Elsass hat ein Problem mit dem Antisemitismus.“

Schon im Februar war im elsässischen Quatzenheim ein anderer jüdischer Friedhof von Antisemiten geschändet worden. Daraufhin fanden in ganz Frankreich Kundgebungen gegen den Antisemitismus statt.

Präsident Emmanuel Macron versprach, hart durchzugreifen und namentlich die „Banalisierung“ judenfeindlicher Äußerungen im Internet und namentlich auch den „neuen Antisemitismus“, der vor allem unter muslimischen Jugendlichen unter Berufung auf religiöse Schriften oder den Nahostkonflikt grassiere, bekämpfen zu wollen.

Auf seine Initiative hin hat die Regierungspartei En marche (LREM) am Dienstag der Nationalversammlung eine Resolution vorgelegt, welche die Definition von Antisemitismus durch antizionistischen Hass auf Israel ergänzt. Die Vorlage war sehr umstritten, dennoch wurde die Resolution knapp verabschiedet. Die Justiz fahndet derweil nach den Friedhofschändern von Westhoffen.

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