Sohn des Ex-Bundespräsidenten erstochen: Täter wohl psychisch krank

Am Dienstagabend hatte ein Mann den Chefarzt Fritz von Weizsäcker in Berlin erstochen. Langsam werden die Hintergründe des Angriffs klarer.

Vater und Sohn sind vergnügt: Weizsäckers beim Ball

Richard Weizsäcker und sein Sohn Fritz beim Ball des Sports 1987 in Mainz Foto: Wolfgang Eilmes/dpa

BERLIN dpa | Nach einem tödlichen Messerangriff auf den Berliner Arzt Fritz von Weizsäcker soll der Angreifer in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden. Der 59 Jahre alte Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker war am Dienstagabend während seines Vortrags in einer Berliner Klinik attackiert worden. Er starb noch am Ort des Geschehens. Ein zufällig anwesender Polizist überwältigte den Angreifer anschließend, wurde dabei allerdings schwer verletzt.

„Der Unterbringungsbeschluss wegen Mordes und wegen versuchten Mordes ist soeben antragsgemäß erlassen worden“, teilte die Staatsanwaltschaft Berlin am Mittwochabend bei Twitter mit. Dem Täter werden Mord und versuchter Mord zur Last gelegt. Der 57-Jährige, der aus Rheinland-Pflaz stammt, sollte noch am Mittwoch in eine nicht näher benannte Einrichtung gebracht werden. Die Staatsanwaltschaft sprach von einer „akute(n) psychische(n) Erkrankung“.

Das Motiv des Mannes liege in einer „wohl wahnbedingten allgemeinen Abneigung“ gegen die Familie des Getöteten, begründete die Ermittlungsbehörde und berief sich auf eine psychiatrische Untersuchung vom Mittwoch. Verschiedene Medien berichten, die Abneigung des Täters gegen die Familie von Weizsäcker sei darin begründet, dass der Vater des jetzt Getöteten – Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker – in den 60er Jahren für einen Konzern gearbeitet hatte, der an der Produktion des chemischen Kampfstoffes Agent Orange beteiligt war. Das Entlaubungsmittel Agent Orange wurde von den US-Streitkräften im Vietnamkrieg eingesetzt.

Zuvor war der Mann nicht mit Straftaten in Erscheinung getreten. Seine Wohnung in Rheinland-Pfalz wurde mittlerweile durchsucht, nach dpa-Informationen stammt der Mann aus Andernach.

Der 57-Jährige habe angegeben, die Tat geplant zu haben, hieß es von der Staatsanwaltschaft am Mittwoch weiter. Im Internet sei er auf den Vortrag des Chefarztes in der Schlosspark-Klinik gestoßen. Am Dienstag sei der spätere Täter dann mit der Bahn zu der Veranstaltung gefahren. Zuvor habe er noch in Rheinland-Pfalz ein Messer gekauft, um damit die Tat zu begehen.

Beileidsbekundungen aus der Politik

Eine Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen. Diese gingen in alle Richtungen, hieß es. Beamte wollten auch die Familie von Weizsäckers dazu befragen, ob es Bedrohungen gegeben haben könnte. Experten untersuchten den Tatort. Notfallseelsorger waren vor Ort, um Zuschauer und Mitarbeiter der Klinik zu betreuen.

Der 33-jährige Polizist, der privat bei dem Vortrag war und dazwischenging, wurde mittlerweile operiert und ist außer Lebensgefahr, wie es von der Polizei hieß.

Kanzlerin Angela Merkel bekundete ihr Beileid. „Es ist ein entsetzlicher Schlag für die Familie von Weizsäcker, und die Anteilnahme der Bundeskanzlerin, sicher auch der Mitglieder der Bundesregierung insgesamt, gehen an die Witwe, an die ganze Familie“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin.

Die Schlosspark-Klinik legte ein Kondolenzbuch aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte der Mutter des Opfers, der einstigen First Lady Marianne von Weizsäcker (87), handschriftlich sein Mitgefühl aus.

Von Weizsäcker hatte eine lange Karriere als Mediziner hinter sich. Nach Stationen in Freiburg, Boston und Zürich war er seit 2005 Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I an der Schlosspark-Klinik. Von Weizsäckers Vater Richard von Weizsäcker (1920–2015) war von 1984 bis 1994 Bundespräsident der Bundesrepublik, zuvor Regierender Bürgermeister von Berlin.

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