Der Erfolg der Anti-Salvini-Bewegung: Die besseren Bilder liefern

Wie viel die Sardinen-Bewegung gegen Italiens Rechte ausrichten kann, ist unklar. Immerhin setzt sie Salvinis Inszenierungen etwas entgegen.

Ein Sardinenschwarm unter Wasser

Echten Sardinen ist Salvini vermutlich relativ egal Foto: imago-images/Gavin Parsons

Vor fünf Tagen hatte Matteo Salvini ein Dessert aus Zitronen von der Amalfiküste auf dem Teller. Das wollten Sie vermutlich nie wissen – 17.893 Menschen auf der Fotoplattform Instagram aber gaben dem Foto, das der rechte Ex-Innenminister Italiens geteilt hatte, ein Herzchen. Vermutlich hatten Sie im Sommer auch schon keine Lust, den Chef der extremen Lega-Partei in Badebüx bei seiner Werbestrandtour zu sehen. Wie kann man nur so peinlich sein, hätten Sie sich sonst gefragt. Wie so rassistisch, so … erfolgreich?

Es war im vergangenen Jahr schwer, Salvinis Bildern zu entkommen – es schien, als könne er mit seiner Nutella-Nudeln-Nationalismus-Strategie in den sozialen Medien den Diskurs bestimmen. So sichtbar wie er war kaum einE PolitikerIn.

Die Macht dieser Bilder wird aber gerade angekratzt von der Sardinen-Bewegung. Mit einem Flashmob hatten vier Freunde im November begonnen, dem Rechten die Show zu stehlen – und an diesem Tag in Bologna mehr Leute mobilisiert, als der Lega-Chef zur Unterstützung aufbringen konnte.

Das machte Schule: Wo Salvini nun hingeht, um mit hasserfüllten Botschaften für seine Partei zu werben, stehen Tausende GegnerInnen auf den zentralen Plätzen Italiens – eng zusammen wie Sardinen. Sie füllen die Orte, an denen er sich feiern lassen wollte, und sorgen so für deutlich sichtbareren Protest als bisher. Außerhalb Italiens gewinnen sie den Kampf um die Aufmerksamkeit mit ergreifenden Videos, wie etwa dem aus Modena, wo unter Regenschirmen aus etlichen Kehlen das Lied „Bella ciao“ ertönt.

Ohne Parteibotschaft, ohne charismatische Führungsfigur

Ob sie so wirklich die Umfragewerte zugunsten weniger rechter Parteien verschieben können? Zweifelhaft. Reicht es auf Dauer, gegen die Lega-Politik zu sein, ohne aber zu sagen, wofür sonst man ist? Unsicher.

Aber mit dem sichtbaren Protest schieben sie zumindest der Strategie Salvinis den Riegel vor, sich als einzig wahren Vertreter der ItalienerInnen darzustellen.

Denn das „andere Italien“, wie es eine Demonstrantin gegenüber einem taz-Reporter nannte, zeigt nun deutlicher, dass es noch da ist. Ohne Parteibotschaft, ohne charismatische Führungsfigur, ohne feste Strukturen – dafür aber mit der Gewissheit, dass sie ­Salvini in seiner Paradedisziplin, der Show, schlagen können.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

*1985, seit November 2017 Redakteurin für europäische und globale Politik im taz-Auslandsressort. Hat seit 2014 immer mal wieder für die taz gearbeitet, meistens für das Ressort Wirtschaft und Umwelt, und schreibt gern über die EU und über Entwicklungspolitik.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.