Mobilfunknetz in Deutschland: Deutschland, Land der Funklöcher

Die Bundesnetzagentur visualisiert die Ergebnisse der Funkloch-App in einer interaktiven Karte. Doch die Darstellung ist zu optimistisch.

Ein Mobilfunkmast steht auf einer Anhöhe in der Verbandsgemeinde Meisenheim. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch Eckpunkte für eine Mobilfunkstrategie beschlossen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen. Ziel ist es, dass Deutschland

Mehr Sendemasten sollen die Lücken im deutschen Mobilfunknetz schließen Foto: dpa

BERLIN taz | Wer in Deutschland auf Autobahnen oder in abgelegenen Landstrichen unterwegs ist, weiß: Handyempfang und mobiles Internet sind oft Mangelware. Im Kampf gegen die Funklöcher hat die Bundesnetzagentur nun eine interaktive Karte mit der jeweiligen Netzabdeckung präsentiert. Damit fasst sie die Ergebnisse ihrer Funkloch-App zusammen, mit der User seit rund einem Jahr die Qualität ihrer Mobilfunkverbindung überprüfen und anschließend melden können.

Auf der interaktiven Karte ist Deutschland in Tausende Sechsecke unterteilt: türkis (kein Empfang), hellblau (2G), violett (3G) und magenta (4G bzw. LTE). Ein Klick auf ein Sechseck visualisiert die Anzahl der bisherigen Messungen mit dem Smartphone durch andere Benutzerinnen und die jeweilige Verbindungsqualität. Ein erster Blick auf die Karte zeigt: Deutschland ist flächendeckend mit dem schnellsten Mobilfunknetz LTE versorgt. Doch wie zuverlässig ist die Karte wirklich?

Für Jens Tiemann, Experte vom Kompetenzzentrum öffentliche IT des Fraunhofer-Instituts für offene Kommunikationssysteme, ist sie methodisch und technisch sauber gebaut und bietet einen ersten Überblick. Doch die erste, unkundige Interpretation der Karte kann in die Irre führen. Zoomt man etwa weiter hinein und wählt anders als voreingestellt nur einen einzelnen Mobilfunkanbieter wie Telefónica aus, zeigen sich erhebliche Versorgungslücken mit langsamem 2G-Netz oder gar keinem Empfang, etwa in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, aber auch im Saarland und Rheinland-Pfalz.

In der Praxis könne das Netz dann zudem noch schlechter sein als in der Karte angegeben, sagt Tiemann: „Smartphones sind keine optimalen Messgeräte. Sie zeigen teilweise noch 2G-Empfang an, obwohl Nutzer längst kein Netz mehr haben.“ Mit 2G-Verbindungen kann man zwar telefonieren, mobiles Surfen ist hingegen unmöglich.

Schlechte Noten für Funkloch-App in Google Play Store

Bislang wurde die Funkloch-App mehr als eine halbe Million Mal im Google Play Store heruntergeladen. Theoretisch gibt es also Tausende App-Nutzerinnen, die neue Funklöcher melden können. Doch die App macht Probleme. Userinnen beklagen häufige Abstürze, aktuell wird sie mit 2,6 von fünf Sternen bewertet. Ebenfalls unattraktiv ist das beim Verbindungstest verbrauchte Datenvolumen.

Die Funkloch-App ist Teil der Mobilfunkstrategie von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Mehr Handymasten sollen das Netz auch auf Autobahnen und Zugstrecken garantieren. Laut Bundesnetzagentur soll die Karte weiter mit Daten gefüttert werden. Bislang haben User 160 Millionen Messpunkte ermittelt.

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