Laboruntersuchung von Foodwatch: Mineralölspuren in Babymilchpulver

Die Verbraucherorganisation hat durch Labortests Rückstände in Säuglingsmilch nachgewiesen. Sie sind möglicherweise krebserregend.

Drei Dosen mit betroffenem Milchpulver

Diese Produkte sind laut Foodwatch mit den Stoffen belastet Foto: Foodwatch

BERLIN taz | In mehreren Milchpulver-Produkten für Säuglinge haben von der Verbraucherorganisation Foodwatch beauftragte Labore Rückstände potenziell krebserregender Mineralöle gefunden. Bei drei von vier in Deutschland gekauften Artikeln seien Verunreinigungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) nachgewiesen worden, teilte der Verband am Donnerstag mit. Es geht um Werte zwischen 0,5 und 3 Milligramm pro Kilo. „Säuglinge werden nicht unmittelbar krank, aber langfristig sind Schäden nicht auszuschließen“, sagte ein Foodwatch-Sprecher der taz.

Er forderte einen sofortigen Verkaufsstopp und den Rückruf der betroffenen Produkte in Deutschland und Österreich. Eltern sollten Kinder vorsorglich nicht mit betroffenen Produkten füttern, hieß es. Laut Foodwatch wurden die Rückstände in „Beba Optipro Pre, 800 g, von ­Geburt an“ und „Beba Optipro 1, 800 g, von Geburt an“ von Nestlé nachgewiesen, außerdem in der „Novalac Säuglingsmilchnahrung Pre, 400g“.

Die Europäische Lebensmittelbehörde beschreibt besonders die „aromatischen Mineralöle“ als potenziell krebserregend und erbgutschädigend. Neben Maschinen bei Ernte und Verarbeitung können auch die Verpackungen der Grund für die Mineralöl-Verunreinigung sein. So enthalten zum Beispiel Verpackungen aus Altpapier oft Mineralöle aus Druckfarben, die in die Nahrungsmittel übergehen können.

„Es ist nicht auszuschließen, dass sich unter dem MOAH-Gemisch auch Substanzen befinden, die gesundheitliche Schäden hervorrufen können“, teilte das Bundesinstitut für Risikobewertung der taz mit. Daher solle man so wenig wie möglich dieser Stoffe zu sich nehmen, so die Behörde. Foodwatch vermutet im aktuellen Fall, dass Weißblechdosen, in denen manche Hersteller ihr Milchpulver anbieten, Quelle der Verunreinigungen sein könnten.

Ministerin Klöckner verweist auf die EU

Nestlé ließ eine Bitte der taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die hinter Novalac stehende Firma Vived teilte mit, sie prüfe die Vorwürfe.

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) verlangte eine Lösung auf EU-Ebene. Das Ministerium stelle gerade einen Verordnungsentwurf fertig, dass bestimmte Verpackungen sicher sein müssten. Foodwatch antwortete darauf, der Entwurf beziehe sich nur auf Altpapierverpackungen und sei schon Jahre alt. Klöckner könne heute auf nationaler Ebene festlegen, dass Lebensmittel nicht mit aromatischen Mineralölen belastet sein dürfen.

Der Lebensmittelverband Deutschland erklärte generell, dass es eine Nulltoleranz für Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Substanzen „auch aufgrund der umweltbedingten und folglich unvermeidbaren Grundbelastung kaum geben“ könne. Aus heutiger Sicht sei dies auch gesundheitlich nicht problematisch. Die Lebensmittelwirtschaft arbeite aber kontinuierlich daran, zur Reduzierung des Eintrags beizutragen.

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