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BETRIEBSARBEIT In seinem Buch „Frühschicht“ berschäftigt sich Jan Ole Arps mit der linken Fabrikintervention der 1970er

Vor allem von Studierenden und Schüler_innen wurde die 68er-Bewegung getragen. Dass die Rebellion nicht zur Revolution geworden ist, hat gerade mit dieser gesellschaftlichen Isoliertheit zu tun. Zwar gab es auch eine radikale, linke Lehrlings- und Jungarbeitendenbewegung. Der Bezug der meisten 68er auf „die Arbeiterklasse“ blieb allerdings nur theoretisch.

Dennoch gingen Tausende von den Universitäten in die Fabriken, dort wo die schweren Bataillone der Klasse imaginiert wurden, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Tanzen bringen sollte. Und die sozialdemokratische Gewerkschaftsbürokratie hatte in den frühen siebziger Jahren ihr liebe Mühe damit, sie abzuwehren. Den Berufsverboten des Staates entsprachen die Unvereinbarkeitsbeschlüsse des DGB „gegen die K-Gruppen“.

Jan Ole Arps, selbst erst 1978 geboren, richtet sich mit seinem Buch „Frühschicht – Linke Fabrikintervention in den 70er Jahren“ (Assoziation A, 240 S., 16 Euro) „an alle, die die Widersprüche der Arbeitswelt noch immer als politische Fragen begreifen.“ Sieben lange Interviews hat der Politikwissenschaftler und ak – analyse & kritik-Redakteur mit Aktiven aus der Spontigruppe Revolutionärer Kampf und aus der KPD/ML geführt, die zum Teil bis zur Verrentung in Industriebetrieben gearbeitet, gegen Ausbeutung gekämpft und Missstände angeprangert haben: „für kämpferische Betriebsräte!“

Die Interviewten reflektieren ihre einsetzende Ernüchterung und Selbstbehauptung, auch drohende Altersarmut. Eine wichtige Erfahrung für die Nachgeborenen, wenn sie sich die Frage stellen, wie und wo der Kapitalismus aus der Welt zu schaffen ist.  GK

■ Fr, 31. 8., 20 Uhr, Planwirtschaft, Klausstraße 10