Neue Vorstandsvorsitzende bei SAP: Die erste Frau

Bislang gab es im DAX nur männliche Chefs. Nun wird Jennifer Morgan Ko-Vorstandsvorsitzende beim Softwareriesen SAP.

Jennifer Morgan lächelt in die Kamera. Sie hat braune Haare und trägt Ohrringe in Form eines viereckigen Kleeblatts

Jennifer Morgan hat einen Job, den keine andere vor ihr hatte Foto: Uwe Anspach/dpa

BERLIN taz | Der Fortschritt ist eine Schnecke: Im September 2004 wurde Karin Dorre­paal die erste Frau im Vorstand eines DAX-Unternehmens. Die niederländische Unternehmensberaterin wurde damals im Führungsgremium des Berliner Pharmakonzerns für Beschaffung und Lieferketten zuständig. 15 Jahre später wird mit Jennifer Morgan die erste Frau überhaupt Chefin eines Konzerns aus dem deutschen Leitindex.

Die 48-jährige US-Amerikanerin soll zusammen mit Christian Klein (39) das wertvollste DAX-Unternehmen, den Softwareriesen SAP, führen. Dies teilte der Konzern am Freitag mit. Die beiden derzeitigen Vorstandsmitglieder folgen damit auf Bill McDermott, der überraschend seinen Rückzug bekanntgab. Der 58-Jährige hatte Europas größten Softwarekonzern seit 2010 geführt, zunächst als Teil einer Doppelspitze, seit 2014 allein.

Die Ernennung Morgans sei „ein Signal an alle Firmen: Es geht! Doppelspitzen funktionieren auch in Unternehmen – nicht nur in der Politik“, sagte Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte. SAP sei „ein Paradebeispiel für einen großen Konzern, der systematisch Frauen in die Führungsspitze geholt und so das Potenzial von Frauen entwickelt hat“. Das zeige „Frauen innerhalb und außerhalb des Unternehmens: Bei uns könnt ihr Kar­rie­re machen.“

Morgan, die sich auf Twitter als „Happy wife + mom“ – glückliche Ehefrau und Mutter – bezeichnet, ist seit 2004 bei SAP und seit 2017 im Vorstand, verantwortlich war sie zuletzt für die Cloud-Geschäftsbereiche. Das US-Magazin Forbes hat Morgan bereits in die Liste der 100 einflussreichsten Frauen der Welt sowie in die Top 20 der wichtigsten Frauen der Technologiebranche gewählt.

Eine Frau unter den mächtigsten Aufsichtsräten

Laut der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) ist der Anteil von Vorstandsfrauen der in den großen deutschen Ak­tien­in­dizes DAX, MDAX oder SDAX gelisteten Unternehmen zuletzt von geringem Niveau kontinuierlich gestiegen, zuletzt im ersten Halbjahr 2019 auf 8,7 Prozent.

Bei den DAX-Konzernen allein waren es 14,1 Prozent. Auf der anderen Seite ist in zwei von drei in den großen Indizes notierten Unternehmen der Vorstand immer noch ausschließlich mit Männern besetzt. Laut EY wurden im Sommer nur zwei SDAX-Konzerne und ein MDAX-Unternehmen von einer Frau angeführt.

Ähnlich männerdominiert sind die Kontrollgremien der Konzerne. Nur eine Frau ist unter den Top Ten der mächtigsten Aufsichtsräte: Ann-Kristin Achleitner, die Ehefrau des Oberkontrolleurs der Deutschen ­Bank Paul Ach­leitner. Sie sitzt im Aufsichtsgremium von Linde und der Münchener Rück sowie beim französischen Versorger Engie.

Viel ändern will das neue SAP-Führungsduo erst einmal nicht. Morgan sagte, Klein und sie würden sich bei dem Konzern mit rund 100.000 Mitarbeiter*innen zunächst auf eine entscheidende Botschaft konzentrierten – und die laute: Kontinuität.

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