Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Ein Tanzlehrer im eigentlichen Sinn war der Choreograf Busby Berkeley nicht. Im Ersten Weltkrieg hatte er als Armee-Ausbilder Exerzierübungen für Soldaten erdacht, seine Stärke war die Fähigkeit, größere Menschenmengen in geometrischen Mustern zu arrangieren und synchron in Bewegung zu setzen. Die Musiknummer des James-Cagney-Musicals „Footlight Parade“ (1933), die mit einer Parade amerikanischer Truppen vor dem Abmarsch aus China endet, ist die wohl deutlichste Reminiszenz an jene Tätigkeit. Berkeleys tatsächliches Genie bestand darin, die Kamera zum Tanzen zu bringen: War es zuvor üblich gewesen, alle Einstellungen aus verschiedenen Perspektiven aufzunehmen und erst im Schneideraum eine Auswahl zu treffen, arbeitete er mit nur einer Kamera, die aktiv am Geschehen teilnahm. Diese Methode bedurfte einer exakten Vorausplanung: Jeder Tanzschritt und vor allem jede Kamerabewegung wurde bis zur Perfektion eingeübt (Om frz. U, 11. 10., 19.30 Uhr, 13. 10., 20 Uhr, Arsenal 2).

Eine wirklich lustige Idee bietet Danny Boyles Komödie „Yesterday“: Nachdem er während eines weltweiten Blackouts einen folgenschweren Verkehrsunfall hatte, muss der erfolglose Singer-Songwriter Jack Malik (Himesh Patel) feststellen, dass er in einer alternativen Realität gelandet ist, in der noch nie jemand etwas von einer Band namens The Beatles gehört hat. Und weil er der einzige Mensch ist, der sich an ihre Songs erinnert, eröffnet sich eine ganz neue Karriereoption. Der Film findet jede Menge amüsante Gags rund um das Musikbusiness, nicht zuletzt, weil er Jack einen ganzen Karrierezyklus abarbeiten lässt: vom Unbekannten zum Superstar bis zu dem Punkt, an dem der Musiker sein altes Leben zurückhaben will: „Help!“ (10. & 11. 10., 21 Uhr; 15. 10., 17 Uhr, Filmmuseum Potsdam, 14.–16. 10., 13 Uhr, B-ware! Ladenkino)

Der Geschichte des Tons im Film ist die Regisseurin Migde Costin in ihrem Dokumentarfilm „Making Waves: The Art of Cinematic Sound“ auf der Spur: vom niemals wirklich stummen Stummfilm bis zu heutigen elaborierten Soundeffekten. Der Schwerpunkt des Films liegt auf den 1970er Jahren, gab es damals doch die größten Innovationen auf diesem Gebiet. Sounddesigner wie Walter Murch und Ben Burtt erzählen von ihrer Arbeit an den Filmen von Coppola, Lucas und Spielberg und wissen auch überraschende Fakten: Wer kann sich etwa noch daran erinnern, dass es Barbra Streisand war, die als Produzentin und Hauptdarstellerin von „A Star Is Born“ (1976) auf der Einführung von Dolby-Stereo-Ton bestand? (13. 10., 18 Uhr, Zeughauskino)