Ausstellungsempfehlung für Berlin: Künstlerin des Wassers

Nach langer Fahrt zur Venedig Biennale entlang Europäischer Gewässer ruht sich Laure Prouvost in Berlin aus. Die taz spach mit der Künstlerin.

Eine blaue Glaskugel der Künstlerin Laure Prouvost

Laure Prouvost, In Reflection We Rest, exhibition view at carlier | gebauer, Berlin, 2019. Foto: Trevor Good; courtesy the artist and carlier | gebauer, Berlin/Madrid

Ihr Werk zeichnet sich durch wortspielerische Videokunst aus, textile Rauminstallationen und den furchtlosen Einsatz malerischer Elemente. Laure Prouvost ist aber vor allem eins: eine Künstlerin des Wassers. Denn ihre Bilder „schwitzen“, wie sie es einmal in einer Videoarbeit nannte. Was wiederum daran erinnert, dass wir auch beim Schwimmen schwitzen und so einen Teil der Flüssigkeiten, die unseren Körper durchlaufen haben, zurück in den Wasserkreislauf geben, diesem Netzwerk planetarischen Ausmaßes, das uns alle über Zeitschichten und räumliche Distanzen hinweg verbindet.

Auf eine gut einjährige Reise entlang von Flussarmen und Küstenfelsen begab sich auch Prouvost 2018 mit ihrer Crew. Sie filmte den Weg von Südfrankreich zur Stadt des Wassers und bewässerte damit den Französischen Pavillon auf der diesjährigen Venedig Biennale: der Gang durch verschmutze Weltmeere führte in eine Neptunhöhle voll tropfender Grotten und Begegnungen mit flüsternden Textblöcken, die wie Personen agieren und auf die Besucher_innen einwirken.

Hier sollte eine Biographie über Laure Prouvost stehen. Ihr Name, ihr Geburtsdatum und ihr Geburtsort. Neue Zeile. Eine Liste der Ausstellungen, Informationen darüber, wo sie studiert hat und wo sie lebt, eine Auswahl von Einzel- und Gruppenausstellungen mit Daten in Klammern nach dem Ausstellungstitel, dem Ort und der Stadt, Museumsausstellungen, Namen von Publikationen, Personen, die über ihre Arbeit geschrieben haben. Galerien, die sie vertreten, Orte, die ihre Videos vertreiben. Worte, die ihre Praxis besprechen, die anhand von 4 Sätzen, einem Komma und einer Liste von zukünftigen Ausstellungen beschreiben, worum es bei ihrer Arbeit geht. Eine Liste von Künstlerresidenzen und Auszeichnungen. Neue Zeile. Vielleicht ein Bild von ihr oder ein Kunstwerk.

Die Galerie carlier | gebauer dient Prouvost und ihren Begleiter_innen nun als Ruheort nach dieser Reise. Wobei man auch selbst erst einmal eine Anstrengung unternehmen muss und die steile Rampe überwinden, die den Raum hinter sich verborgen hält. Hier setzten die eigenständigen Texte ihre säuselnde Ansprache fort: „your hands melting into the floor // your feet in the water // your head levitating above the bed“.

Die Tänzer aus Venedig bewegen sich in Videos weiter, und selbst die Lücken zwischen den Wänden werden von Wasser umspült. Tatsächlich steht da auch ein Bett in der Mitte, von einem digitalen Meer bespielt – wer möchte hier nicht immer tiefer einsinken.

carlier|gebauer, Di.–Sa. 11–18 Uhr, bis 9. 11., Markgrafenstr. 67

EINBLICK (793): Laure Prouvost, Künstlerin

taz: Was ist Ihr nächstes Projekt?

Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer donnerstags in der Printausgabe der taz.

Laure Prouvost: Eine Ausstellung mit dem Titel „The Obscure Union“ oder „laube cure union“ bei Mercier Union in Toronto mit Jonas Staal.

Welches Buch begleitet Sie zurzeit durch den Alltag?

„Imagine No Possessions“ von Christina Kiaer – in Vorbereitung auf die Schau, für die ich mit Jonas Staal kollaboriere.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin können Sie empfehlen?

Im Monarch auf der Skalitzer Straße kann man Dienstags gut tanzen. Aber ich weiß nicht so viel über Berlin, ich ruhe nur dort.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude?

Eine Tasse, die meine Großmutter mir geschenkt hat und aus der ich meinen Tee trinke.

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