Italienische Leckereien

Ein Forum für Freund*innen des Genrekinos von jenseits der Alpen: „Deliria Italiano“ hält sein Jahrestreffen in Hamburg ab

Von Wilfried Hippen

Der italienische Genrefilm gehörte in den 1960er- bis 1980er-Jahren zu den originellsten und fruchtbarsten in Europa. Die Italowestern der Sergios Leone und Corbucci waren der Höhepunkt, klar. Stilbildend waren auch die „Giallo“ genannten Thriller von Mario Bava in den 60er- und Dario Agento in den 70er- Jahren. Aber es gab noch viel mehr, oft billig, meist knallig inszenierte Unterhaltungsfilme, die inzwischen schwer zu finden sind – und daher nur selten gezeigt werden.

Vor inzwischen zehn Jahren gründete eine Gruppe deutscher Liebhaber*innen solchen Filmschaffens „Deliria Italiano“ – zunächst als Online-Forum für den Austausch von Informationen, auch das Plaudern über die gemeinsame Leidenschaft. Einmal im Jahr trafen sich die darin Organisierten dann auch in echt; anfangs dauerten diese Zusammenkünfte einen Abend lang – und einen Film. Nach dem Auftakt 2010 in Hamburg fanden die Treffen jeweils in einem Kino oder Filmclub in einer anderen Stadt statt, im dritten Jahr etwa in Bremen; irgendwann schälte sich als gutes Maß heraus, dabei insgesamt vier Filme zu zeigen.

Dass es Forum und „Klassentreffen“ immer noch gibt, spricht für die Treue der Fans, die professionelle Organisation des Forums – und nicht zuletzt ein Umgehen miteinander, das längst nicht überall im Netz so gegeben ist. Im zehnten Jahr kehrt „Deliria Italiano“ nach Hamburg zurück, am Freitag und Samstag, und das mitsamt eines Rahmenprogramms, also Einführungen und Trailershows. Und zum allergrößten Teil, mit einer Ausnahme nämlich, zeigt man auch wieder das klassische 35-mm-Format.

Das Programm beginnt am Freitag, 20 Uhr, mit Armando Crispinos „Das Geheimnis des gelben Grabes“ aus dem Jahr 1972: Hierzulande wurde die italienisch-jugoslawisch-deutsche Koproduktion als letzter Film der populären Edgar-Wallace-Reihe vermarktet, obwohl der britische Autor nichts zu tun hatte mit dieser – glaubt man dem „Lexikon des internationalen Films“ – : „wirre Mischung aus Horrorfilm, Krimi und Psycho-Schocker, spannungsarm und völlig unglaubwürdig“; was sich freiwillig mit einigem Abstand wie eine Empfehlung anhört.

Am späteren Freitagabend, ab 22 Uhr, steht ein „Überraschungsfilm“ an, wobei die vorab erhältlichen Informationen – entstanden 1982 unter der Regie von Lucio Fulci – das Rätsel als durchaus lösbar erscheinen lassen; wenn man denn will.

Ein beliebtes Subgenre im italienischen Unterhaltungskino war die „Sexkomödie“, und viele Beispiele landeten in deutschen Bahnhofskinos. „Nachtschwester müsste man sein“ ist der harmlose Verleihtitel eines solchen Exemplars von Mariano Laurenti aus dem Jahr 1979. Darin ist mit Gloria Guida eine vormalige „Miss Teenage Italien“ zu bewundern. Auf ihre Wortwahl im Ankündigungstext („Forenschnuckel“) können wir die Veranstalter*innen am Samstagnachmittag ansprechen –Schichtbeginn ist für diese Nachtschwester aber schon um 15 Uhr.

Den Abschluss bildet um 17 Uhr „Der achtbare Mann“: 1972 drehte Michele Lupo die italienisch-deutsche Koproduktion – zu einem großen Teil in Hamburg. Nach zwei Jahren im Gefängnis versucht sich ein Einbruchspezialist (Kirk Douglas) an einem mit neuster Technik gesicherten Bankhaus. Höhepunkt ist eine rasante Verfolgungsjagd vorbei am Michel, der Davidwache und den Landungsbrücken.

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