Alles außer sechs

Neues Konzept: Mit Spielfilmen, Spielfilmen, Spielfilmen (und einigen alten Serien) wollen Tele 5 und der neue Sender „Das Vierte“ künftig punkten

Von SILKE BURMESTER
(Hamburg) und HANNAH PILARCZYK (Berlin)

Gerhard Schröder ist schuld. Ohne Neuwahlen wäre Tele 5 mit seinem neuen Konzept schon eine Woche früher gestartet. Nun wollen Geschäftsführer Jochen Kröhne und Gesellschafter Herbert Kloiber warten, bis der Mediensturm um die vorgezogenen Bundestagswahlen etwas abgeflaut ist. Vier Tage haben sie dafür veranschlagt. Am 22. September ist es dann so weit: ab 20.15 Uhr mindestens zwei Spielfilme am Tag, 20 pro Woche und über 1.000 im Jahr will man ab dann zeigen. Alles natürlich aus dem Filmfundus von Kloibers Tele München. „Besser geht’s nicht“, heißt der Senderclaim dazu. Doch das sieht man mindestens bei NBC Universal ganz anders.

Gestern stellte der US-Konzern in Hamburg seine Pläne für „Das Vierte“ vor. Der neue Kabelkanal übernimmt zum 29. September die Frequenz des bisherigen NBC-Senders Giga, dessen vorwiegend an Jugendliche gerichtetes Programm auf ein wochentägliches Sendefenster zwischen 13 und 16 Uhr eingedampft wird. Statt dem „Fernsehen der Generation @“ gibt es dann täglich ab 20.15 Uhr zwei Spielfilme, am Wochenende sogar Spielfilme nonstop. „Wir sind Hollywood“, lautet der nüchterne Werbeslogan dazu.

Spielfilme, Spielfilme, Spielfilme und dazwischen ein paar alte Serien: nicht nur darin ähneln sich die beiden neu-alten Sender. Mit einer Reichweite von 80 („Das Vierte“) bzw. 86 (Tele 5) Prozent Reichweite haben beide Sender ähnliche Startbedingungen, um ihr Ziel von einem Prozent Marktanteil zu erreichen. Selbst wenn das gelingt – Tele 5 müsste seinen bisherigen Anteil von 0,4 Prozent immerhin mehr als verdoppeln –, ist mit beiden Sendern eher kein Geld zu machen. Stattdessen ist es wahrscheinlicher, dass sie noch schnell Sendermarken etablieren sollen, bevor die neue digitale Unübersichtlichkeit ausbricht.

Ob das gelingt, wenn sich nicht nur die zwei „Neuen“ ähneln, sondern sie auch noch mit K1 einen etablierten Konkurrenten um „die besten Filme aller Zeiten“ haben, ist indes fraglich. Doch das stört die gute Laune hüben wie drüben nicht. Bei Tele 5 freut man sich über „Buena Vista Social Club“ und „The Big Lebowski“, beim „Vierten“ über „Der Clou“ mit Robert Redford und Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“. Tatsächlich hat Tele 5 in Sachen aktuellere Filme mit dem Kloiber’schen Filmvorrat die Nase vorn, beim „Vierten“ muss man sich trotz Univeral-Schätzen mit dem „Hollywood der 90er“ zufrieden geben.

Stattdessen sollen Kinomagazine, übrigens die einzigen Eigenproduktionen, für einen Anstrich von Aktualität sorgen. Bei Tele 5 moderiert Miriam Pielhau (Ex-„taff“/ProSieben), für die Konkurrenz wird Sabrina Staubitz (Ex-„Deutschlands Champions“/ARD) zum Gesicht des Senders. Mehr persönliches Profil gibt es nicht. Im Gegenteil, es muss mühsam konstruiert werden. Darauf angesprochen, wie man denn schon wieder den ollen „Quincy“ zeigen könnte, antwortet etwa „Das Vierte“-Programmdirektor Stefan Ritsche: „Das ist nicht derselbe ‚Quincy‘, den Sie sonst wo sehen können, weil wir einen anderen Sendeplatz haben.“ Ah ja.

Von dem Kaliber hat man beim „Vierten“ übrigens noch einiges auf Lager. So begründet Geschäftsführer Wolfram Winter die Wahl der Nummer vier für den Namen wie folgt: „Weil wir nicht Beate Uhse sind“. Um das zu verstehen, muss man nur zwischen dem Ersten und ProSieben abzählen, welche Zahl sonst noch frei gewesen wäre.