Ein teures Versprechen

In Hamburg hat ein Projektentwickler teure Mikroapartments errichtet. Versprochen waren Wohnungen für Studierende für 300 Euro. Der Asta protestiert

Geht doch! Wohnzimmer und Küche auf 6,4 Quadratmetern Foto: Rainer Jensen/dpa

Von Gernot Knödler

Im Hamburger Bezirk Harburg hat ein Investor Studentenwohnungen errichtet, die zum Teil fast 60 Euro pro Quadratmeter kosten. Dem Bezirk Harburg, der das Projekt genehmigen musste, hatte der Investor zuvor versichert, die Wohnungen würden „deutlich günstiger sein, als marktüblich“.

Jetzt hat der Asta der Technischen Universität Hamburg (TUHH) Alarm geschlagen: „Wir fordern das Bezirksamt auf, die zugesicherte studentische Nutzung umzusetzen und zu überwachen“, heißt es ein einer Presseerklärung.

Angesichts der gerade in Großstädten wie Bremen, Hamburg und Hannover überschießenden Nachfrage nach kleinen Wohnungen, haben Investoren den Bau und die Vermietung von Apartmenthäusern mit Miniwohnungen entdeckt. 500 bis 600 Euro kostet dort ein 20-Quadratmeter-Apartment, voll möbliert, alles inklusive: Strom und Heizung, WLAN, Empfang, Gemeinschaftsräume, Waschsalon, Fahrradstellplätze.

Dass eine kleine Wohnung pro Quadratmeter mehr koste als eine große, liege in der Natur der Sache, sagt Tobias Behrens, Geschäftsführer des alternativen Projektentwicklers Stattbau Hamburg. Schließlich müssten die Kosten von Wohnungseingangstür, Küche und Bad auf weniger Quadratmeter umgelegt werden. Dazu kommen bei diesen wohnheimartigen Projekten Gemeinschaftsflächen. Trotzdem sagt Behrens: „900 Euro ist der Hammer.“

Im Stadtplanungsausschuss stellte der Investor, die Lindhorst-Gruppe aus Winsen/Aller das Vorhaben ganz anders dar. In das denkmalgeschützte ehemalige Verwaltungsgebäude, das Lindhorst ausweislich des Ausschussprotokolls schon 2015 erworben hatte, sollten 108 Mikrowohnungen in einer Größe von 17 bis 25 Quadratmetern gebaut werden – zu einer Miete von rund 300 Euro. Die Wohnungen seien aufgrund ihre Lage insbesondere für Studierende geeignet. In 20 bis 25 Wohnungen wollte die Firma eigenes Personal, etwa Lehrlinge, unterbringen.

„Die Aufregung ist dadurch entstanden, dass ein Bookingportal dummes Zeug veranstaltet hat“, sagt der Harburger CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. Das Harburger Bauamt habe es versäumt, die Versprechungen des Investors wasserdicht zu machen. Die Baugenehmigung entspreche nicht dem, was im Stadtplanungsausschluss beschlossen worden sei. „Es war Auftrag an die Verwaltung, dass sichergestellt wird, dass es Studentenwohnungen sind“, sagt Fischer.

Wenn ein Investor für seine neue Art der Nutzung ein Baurecht brauche, dann sollte er das nur unter festen Vorgaben bekommen, sagt Marc Meyer, Anwalt bei dem Verein Mieter helfen Mietern. „Das muss man sich mit einem städtebaulichen Vertrag absichern lassen“, sagt er.

Auch Meyer räumt ein, dass zu einem Pauschalbetrag vermietete Kleinstwohnungen durchaus etwas teurer sein dürften. Eine Inklusivmiete sei ja im Interesse von Studierenden. Bei dem Harburger Fall fragt er sich allerdings, ob hier nicht die in Hamburg geltende Mietpreisbremse greifen müsste.

„Die Mietpreisbremse gilt auch für möblierten Wohnraum“, sagt der Rechtsberater. Er schränkt aber ein, sie gelte jedoch nicht für Neubauten und auch nicht, wenn es eine „umfassende Modernisierung“ gegeben habe.

Die Mietpreisbremse gilt in Gebieten mit einem angespannten Wohnungsmarkt. Sie orientiert sich an der jeweils ortsüblichen Vergleichsmiete.

Um den Vergleich zu vereinfachen, erstellen große Städte wie Hamburg Mietenspiegel, an denen sich das Mietniveau für bestimmte Wohnungskategorien ablesen lässt. Für eine nach 2010 gebaute bis zu 40 Quadratmeter große Wohnung liegt der Mittelwert in Hamburg bei 14,13 Euro.

Bei einer Neuvermietung darf die Miete im Grundsatz nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.

CDU-Fraktionschef Fischer versichert, er habe sich nach dem Bekanntwerden der horrenden Mieten mit dem Investor in Verbindung gesetzt. „Das ist gestoppt“, sagt Fischer. Lindhorst habe versprochen, das Angebot aus dem Internet zu nehmen. Am Dienstagnachmittag war es allerdings noch in seinem ganzen Chic zu bewundern. Die Lindhorst-Gruppe war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Asta der Technischen Universität nahm den Fall zum Anlass, auf die Schwierigkeiten von Studierenden bei der Wohnungssuche hinzuweisen. Die Wohnungspauschale des Bafög liege bei maximal 325 Euro. Der durchschnittliche Preis für ein WG-Zimmer dagegen liege in Hamburg bei 453 Euro – 128 Euro höher.

Cudi Cesen vom Asta verweist darauf, dass die Hamburger Technische Uni ja um 2.000 Studienplätze wachsen wolle. Zwar reagiere das Studierendenwerk mit der Schaffung neuer Wohnheimplätze. Diese reichten aber nicht aus, was insbesondere für internationale Studierende ein Problem darstelle.

Um diese Situation zu entschärfen habe der Asta im vergangenen Wintersemester eine Couchsurfing-Börse gestartet: „Viele WGs sind enger zusammengerückt und haben diese Kommiliton*innen kurzfristig auf Sofas beherbergt“, sagt Joseph Rüffert vom Asta.