Sperrung der Berliner Bahngleise: Kein RE, kein Problem

Seit Dienstag fährt in Berlin kein RE mehr zwischen Hauptbahnhof und Zoologischem Garten. Einzige Ausweichmöglichkeit ist die S-Bahn.

Am S-Bahnhof Friedrichstraße warten jede Menge Menschen darauf, in die S-Bahn einsteigen zu können

Alle rein in die S-Bahn, der RE fährt ja nicht Foto: dpa

Am Infoschalter für den Nahverkehr im Hauptbahnhof ist am Dienstagmittag nichts los – und das muss gar nicht unbedingt an der eher abweisenden Aura der MitarbeiterInnen liegen. „Allet jut jewesen“, sagen sie, am Morgen habe man keinen gesteigerten Betrieb wahrgenommen. „Allet super, die waren alle jut vorab informiert.“

Seit Dienstag fährt vom Hauptbahnhof aus kein einziger Regionalzug mehr in Richtung Westen, und Berlins PendlerInnen wussten offenbar Bescheid. Erst ab Zoologischem Garten beziehungsweise Charlottenburg rollen die Züge wieder, entgegengesetzt steht bis Hauptbahnhof auch alles still. Die Fahrgäste müssen auf die S-Bahnen S3, S5, S7 oder S9 ausweichen. Deshalb prognostizierte manche Lokalzeitung vorab bereits den großen Fahrgast-Frust.

„Bitte benutzen Sie zum Besteigen des Zuges die gesamte Länge des Gleises“ – die Ansagestimme der Bahn ist gewohnt monoton. Von Frust ist unter den Wartenden am Gleis trotzdem nichts zu spüren. Die S5 fährt ein und die Ansage wird auf Englisch wiederholt. Tür auf, ein paar Menschen steigen aus, ein paar Menschen steigen ein.

Wieder die monotone Frauenstimme: „Zurückbleiben, bitte!“ Die Türen gehen zu. Die Fahrgäste starren auf ihr Handy oder aus dem Fenster. Beinahe überall sind noch Sitzplätze frei. Draußen scheint die Sonne, vielleicht laufen die BerlinerInnen am Dienstag lieber oder haben sich aus Angst vor dem Super-Frust in der Bahn einen E-Roller gemietet.

Bauarbeiten auf der Stadtbahntrasse

Aber Laufen ist auf Dauer anstrengend und E-Rollern teuer. In den nächsten sechs Wochen – bis zum 14. Oktober – werden die S-Bahnen im Innenstadtbereich deshalb definitiv stärker frequentiert genutzt werden als sonst. Vor allem in den Stoßzeiten des Pendelverkehrs kann das öffentliche Durch-die-Gegend-Fahren da schon mal nervig werden.

Grund für die Unannehmlichkeiten sind Bauarbeiten im Gleis. Die Stadtbahntrasse ist für die Regionalzüge RE1, RE2, RE7, RB14 und RB21/22 nicht mehr befahrbar. Deshalb bieten die S-Bahnen die einzige Möglichkeit, auf Berliner Gleisen von West nach Ost zu kommen. Einen Busersatzverkehr hat die Bahn nicht eingerichtet – hätte keinen Sinn, erklärt ein Sprecher. Die Straßen seien ja ohnehin völlig überlastet. Schneller getaktet fahren die S-Bahnen derweil auch nicht. Öfter als aktuell gehe nämlich nicht, sagt die Bahn.

Am Bahnhof Bellevue steigen zwei Männer in die S5 und schauen sich um. Einer von ihnen wendet sich nach links, der andere nach rechts. „Die Fahrkarten bitte!“ Fahrkartenkontrolle in der S-Bahn – vielleicht hat von den aus den Regionalzügen Ausweichenden ja jemand kein Ticket. Einer der Kontrolleure, die Hände tätowiert und die obligatorische Kontrolleurs-Bauchtasche um den massiven Oberkörper geschnallt, sieht aus wie der Rapper Kollegah. Es traut sich niemand im Zug, ihn darauf anzusprechen.

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