Studie über Betrüger im Internet: Wer sind die Cyberkriminellen?

Das Europäische Forum Alpbach sucht Wege zu mehr Sicherheit im Internet. Ein Studie über Cyberkrimelle zeigt nicht nur erwartbares.

Auf der beleuchteten Tastatur eines Notebooks sind die Umrisse zweier Hände erkennbar

Kriminelle Machenschaften finden zunehmend im Internet statt Foto: dpa

BERLIN taz | Cyberkriminalität und der Schutz davor wird zu einem immer wichtigeren Thema in der digital vernetzten Gesellschaft. Vor allem Wirtschaft und kritische Infrastrukturen sind betroffen. Die weltweit verursachten Schäden durch Cyberangriffe im Internet werden von Experten auf bis zu 600 Milliarden Dollar jährlich geschätzt. Auf den Technologiegesprächen des Europäischen Forums Alpbach im österreichischen Tirol steht in dieser Woche die Sicherheit im Cyberraum im Mittelpunkt der Debatte.

Nach dem neuesten Jahrbuch der Alpbacher Technologiegespräche, das regelmäßig vom Austrian Institute of Technology (AIT) veröffentlicht wird, verlagert sich die Kriminalität zunehmend ins Internet. So zeigen die Zahlen für Österreich, dass bei einem Rückgang der Gesamtkriminalität um 7,4 Prozent im Jahr 2018 die Zahl der Straftaten im Bereich der Internetkriminalität dagegen um 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 19.627 angezeigte Fälle angestiegen ist.

Als Top-3-Risiken gelten Zahlungen und Käufe im Internet, Gefahren für Kinder und Jugendliche sowie der Identitätsdiebstahl. Erstmals landeten im internationalen „Risk Barometer“ der Allianz Versicherung, das die größten globalen Geschäftsrisiken ermittelt, die Kategorie der „Cybervorfälle“ (Betriebsunterbrechungen) auf Platz 1 noch vor den bislang führenden Naturkatastrophen. 2015 lagen Cyberrisiken noch auf Rang 5.

Wer sind die Cyberkriminellen? Dieser Frage ist eine Studie am Zentrum für Infrastrukturelle Sicherheit der Donau-Universität Krems nachgegangen. Für die von Edith Huber geleiteten Untersuchung im Rahmen des österreichischen Sicherheitsforschungsprogramms „Kiras“ wurden die Akten des Wiener Straflandesgerichtes der Jahre 2006 bis 2016 ausgewertet.

„Die Delikte umfassten den gesamten Katalog von laut gültigem Strafgesetzbuch verbotenen Handlungen“, wird das Ergebnis im Jahrbuch zusammengefasst: „von widerrechtlichem Zugriff auf ein Computersystem und der Verletzung des Telekommunikationsgeheimnisses über Datenbeschädigung und Missbrauch von Zugangsdaten bis hin zu Datenfälschung und Auskundschaftung eines Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisses.“ Nicht betrachtet wurden zum Beispiel Kinderpornografie und Angriffe aus dem Ausland. In zwei Dritteln der Fälle waren Unternehmen die Opfer.

Die Ergebnisse waren nach Aussage der Forscher „zum Teil erwartbar, zum Teil aber auch äußerst spannend“. Im Durchschnitt sind Cyberkriminelle männlich (75 Prozent) und zwischen 21 und 30 Jahre alt (36 Prozent). Die meisten Tatverdächtigen wurden in Österreich (47 Prozent) geboren. Überdies leben sie in hohem Ausmaß in keiner festen Beziehung (65 Prozent) und haben keine Kinder (57 Prozent). Der Bildungsstand ist zumeist gering: 54 Prozent der Angeklagten haben kein Abitur, und nur 20 Prozent sind regulär beschäftigt.

Drei Typen

Auf Grundlage der demografischen Merkmale unterscheidet die Kremser Studie drei Kategorien von Cyberkriminellen. Der Typ 1 („Der Businessman“) macht 31 Prozent der Fälle aus – ausschließlich Männer im Durchschnittsalter von 35 Jahren und zu drei Viertel berufstätig – und gilt den Wissenschaftlern als „der gefährlichste Tätertyp, denn es handelt sich um höher qualifizierte und strategisch denkende Menschen“.

Typ 2 ( „Die Hausfrau“) umfasst 18 Prozent der Fälle und besteht zu 100 Prozent aus Frauen, mit einem Durchschnittsalter von rund 32 Jahren. Nur 19 Prozent gingen einer regulären Beschäftigung nach.

Typ 3 („Der Perspektivlose“) bildete den größten Teil (51 Prozent) der Fälle und bestand ausschließlich aus Männern mit geringer Bildung ohne reguläre Beschäftigung. Hauptmotiv für diese Täter ist der finanzielle Gewinn: „Die Ursachen sind in vielen Fällen Geldmangel wegen Erwerbslosigkeit, aber auch mit Sucht gekoppelte Beschaffungskriminalität.“ Nicht selten seien auch „intrinsische Motive“ ausschlaggebend, stellt die Studie fest: „allen voran private Motive wie Rache oder mutwillige Schädigung“.

Das Europäische Forum Alpbach findet seit 1945 für zwei Wochen im August im Tiroler Bergdorf Alpbach statt und hat sich zu einer anerkannten internationalen Diskussionsplattform entwickelt. Insgesamt nehmen an den mehr als 100 Einzelveranstaltungen über 5.000 Personen teil, darunter knapp 700 Studierende aus 95 Staaten.

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